Kreuzberger Hinterhöfe sind legendär. Um das Studio Wong zu erreichen, begibt man sich in ein solches Hoflabyrinth, vertraut sich einem bunt graffittierten Lastenaufzug an und lässt sich wenig später von selbigem in einer geräumigen und überraschend sonnigen Fabriketage absetzen. Hier empfangen den Besucher die beiden äußerst sympathischen Betreiber, inmitten eines ruppig-bunten Industrie-Ambiente mit quietschbuntem 70er-Jahre-Flair − etwa so stellt man sich Andy Warhols legendäre Factory vor.
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Nein, Studio Wong ist keine neue und hippe SPA-Einrichtung mit fernöstlich exotischem Wellness-Angebot. Hier wird Musik produziert — am liebsten live und laut.
Vibe statt Hype
„Kreative Energien entstehen in besonderen und authentischen Räumlichkeiten“, findet Olli Boos, einer der beiden Studiobetreiber (Spitzname „Wong“). „Da braucht’s kein schniekes Design vom Innenarchitekten.“ „Wir mögen richtige Rock’n Roll-Studios“, pflichtet Andi Bückle bei. „Wir lieben die klassische Musikproduktion in allen Facetten und versuchen, Musikern und Bands ein perfektes Umfeld für ihre Aufnahmen bereitzustellen. Als Konzept gilt: Wir möchten eine Budget-orientierte Aufnahmesituation bieten, die wir auch selbst gerne nutzen würden.“ Dazu besitzt das Studio Wong die altbewährte Aufteilung mit zwei unterschiedlich klingenden Aufnahmeräumen und zentraler Regie. Alle Räume verfügen über variable Akustik, Tageslicht und Sichtkontakt unter – einander. Die Akustik der Regie ist nach dem LEDE-Prinzip optimiert („Live-End/DeadEnd“). Hier wird der Schall im Bereich der Abhöre gedämpft und in der Abhörposition gestreut. So lässt sich vor allem in kleineren Regieräumen ein weitgehend färbungsarmer Klang im Sweet-Spot erzielen. Aufnahmeraum 1 eignet sich dank seiner Größe (40 m2) und seiner ausgewogenen Akustik besonders für Band- und Sprachaufnahmen. Raum 2, als Drumbooth konzipiert, misst 25 m2 und bietet sich für Instrumentalisten, Percussionund Schlagzeug-Recordings an.
Team und Technik
„Jede Band soll sich hier so heimisch wie im eigenen Übungsraum fühlen“, erklärt Olli. „Nur in einer wirklich entspannten Atmo können Musiker voll aufblühen. Wir sehen uns deshalb auch nicht wirklich als ›echte‹ Produzenten, sondern bevorzugen eine sehr vorsichtige Herangehensweise, die uns im Idealfall Teil der Band-Chemie werden lässt.“ Andi ergänzt: „Der Sound entsteht im Wesentlichen bei der Aufnahme. Das richtige Mikrofon, die geeignete Zusammenstellung der Signalkette und natürlich ganz besonders die Performance der Musiker sind die entscheidenden Punkte, auf die wir versuchen, großen Wert zu legen. Dafür investieren wir gerne reichlich Zeit und Leidenschaft.
Der Mix dient eher dem klanglichen Fine tune. Im Idealfall wäre mit dem Aufziehen der Fader auf Unity-Gain alles da und der Mix perfekt. Erstklassige Technik für jeden Arbeitsschritt können wir natürlich bieten, sie soll jedoch nicht im Mittelpunkt des Geschehens stehen.“ Olli und Andi sind Vollblutmusiker mit reichlich Erfahrungsschatz in verschiedenen musikalischen Richtungen. So war Olli Gitarrist bei den Gods Of Blitz, Andi spielt in der Band der allseits bekannten Blue Man Group. Ebenfalls zum Team gehören Dennis Kern, nebenbei Mischer der Blue Man Group und Percussionist bei den Beatsteaks. Er kümmert sich vorwiegend um Drum-Recording, Tuning und Mastering. Peter Lattermann, Gitarrist der Band „Trend“, ist Experte und Sammler von analogem Gear. Er berät das Team in Sachen Style und Authentizität − und passt gelegentlich auf, dass es „nicht zu unseriös wird …“.
Das Studio Wong besteht seit 2005 und hat seitdem die eine oder andere illustre Musikerpersönlichkeit gesehen. Zu den Kunden zählen u. a. Peaches, Peter Fox, Tim Neuhaus, Slut, Nina Marie und viele mehr. Weitere Infos unter www.studiowong.de