Nirvana, Mogwai & Co.

Vier unverzichtbare Steve Albini-Tracks

Anzeige

Ihr fragt euch vielleicht, warum wir Steve Albini, einen berüchtigt sturen Anti-Studiotechnologie-Produzenten (tatsächlich ein berüchtigt sturer Anti-Produzent), hier featuren. Easy: So wie Superhelden nicht immer Umhänge tragen, verwenden auch Studio-Genies nicht immer die neuesten 3D-Softsynthesizer, kathedralenartigen Faltungshall, 200 GB große Orchester-Bibliotheken und KI. Steve Albini hat in seiner Produktionskarriere nichts davon auch nur annähernd verwendet, und er hat – seiner Meinung nach – auch gar keine Produktionskarriere. Aber es ist diese Art von Anti-Establishment-, Anti-Technologie- und Anti-Normalität-Einstellung, die Albini tatsächlich zu einem Studio-Pionier gemacht hat. Hier sind vier unverzichtbar Tracks, die Steve Albini produziert hat:

Anzeige

>> Eine ausführliche Kolumne über den Produzenten findet ihr in der Sound&Recording-Ausgabe 4/24 <<

Pixies, Cactus, MoFi, 1988

Das Pixies-Album Surfer Rosa war Albinis großer Durchbruch, und Cactus setzt ein Zeichen für den Albini-Sound. Es ist roh, es ist direkt, es ist spärlich, und es ist in zwei Minuten vorbei. Weiter geht’s! Uns gefällt auch die Geschichte, warum die Pixies zwischen den Strophen das Wort »Pixies« buchstabieren – das haben sie von T-Rex kopiert, die ihren Namen im Song »The Groover« buchstabierten. Bowie coverte Cactus später auf seinem Album Heathen aus dem Jahr 2002 und buchstabierte in seiner Version »David«. Ist Musik nicht großartig?

Nirvana, Serve the Servants, DGC, 1993

Wenn du meinst, wir hätten Heart Shaped Box von Nirvanas In Utero mit aufnehmen sollen, dann überdenke das noch einmal. Denn die Band ließ diesen Song und andere Singles des Albums neu abmischen, weil sie (oder das Label DGC) mit den Versionen von Albini nicht zufrieden waren. Serve The Servant war sicherlich singlewürdig, entging aber der Remix-Behandlung und ist so roh und rau wie am Tag der Aufnahme. Und es war tatsächlich nur ein Tag, nur ein Take. Albini erzählte später, dass Kurt den ersten Akkord lauter spielte, als er erwartet hatte, sodass er sehr übersteuert klingt, aber der Band war das egal, und das ist der einzige Take, den man hört. Dank dieser Einstellung war das gesamte Album in weniger als einer Woche im Kasten und wurde dann in fünf Tagen abgemischt – was Albini wahrscheinlich wie eine Ewigkeit vorkam.

 

P J Harvey, Rid of Me Island, 1993

Harvey wählte Albini für die Aufnahme ihres zweiten Albums, weil sie wusste, dass er am besten eine Band so aufnehmen konnte, als würde sie direkt vor einem spielen. Keine Spielereien, keine Füllungen, nur die Band. Dies ist der Titeltrack von Harveys zweitem Album und fasst die gesamte Einstellung und Aufnahmemethode ziemlich gut zusammen, so, als ob man im Studio steht, während Harvey singt. Wer braucht da noch Effekte?

Mogwai, My Father My King, Spunk!, 2001

Ein zwanzigminütiges Werk, das auf der Melodie eines jüdischen Gebets basiert, ist vielleicht nicht der ideale Party-Opener, aber Mogwai verwandeln es live in eine Klangwand; und Albini war dafür verantwortlich, es 2001 auf Band zu bringen – einen Großteil davon. Als Produzent/Toningenieur machte er aus zwei früheren Aufnahmen den endgültigen Song, indem er das Analogband Oldschool-mäßig mit einer Rasierklinge zerschnitt. Genial.

Interview mit Steve Albini 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.