Du willst dein Homestudio einrichten, um erste eigene Songs aufzunehmen? Dann gilt es zunächst, sich ein paar grundlegende Kenntnisse der Musikproduktion anzueignen, bevor das eigene Recording starten kann. Das heißt in diesem Fall vor allem, zu verstehen, was du selbst im Homestudio produzieren willst und erreichen kannst – immerhin handelt es sich hierbei nicht um ein professionelles Tonstudio.
Doch worin unterscheidet sich ein Homestudio von einem »richtigen« kommerziellen Studio? Ganz grob könnte man sagen, dass in einem Homestudio die Mittel beschränkt sind, dafür aber die Zeit unbegrenzt ist, während es sich in einem großen Studio genau andersrum verhält. Realistisch betrachtet hat natürlich auch das größte kommerzielle Studio nicht alles zur unmittelbaren Verfügung, und auch beim Homestudio-Artisten ist die Zeit irgendwo begrenzt. Aber als grobe Orientierung ist es durchaus hilfreich, sich zu fragen, wovon man mehr hat: Geld oder Zeit?
Einen ganz praktischen Unterschied zwischen Homestudio und Profistudio sollte man nicht außer Acht lassen: In einem »richtigen« Studio sind Aufnahmeraum und Tonregie voneinander getrennt und auf die jeweiligen akustischen Erfordernisse optimiert. Im Homestudio findet üblicherweise alles im selben Raum statt − und oft steht dieser nicht einmal exklusiv fürs Musikmachen zur Verfügung, sondern wird als Wohnraum genutzt.
Mancher Superprofi wird einwenden, dass unter derartigen Bedingungen kaum gut klingende Aufnahmen zustande kommen können. Andere haben oft genug bewiesen, dass es doch geht, irgendwie. Im Ernst: Manches blumig benannte Studio im CD-Booklet ist in Wirklichkeit das Schlafzimmer oder die Garage des Künstlers. Deshalb: Wieso nicht selbst zuhause loslegen?
Doch noch bevor es um finanzielle Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Raum geht, sollte man sich einige grundsätzliche Fragen stellen: Was will ich? Was ist meine Motivation? Welchen Anspruch verfolge ich? Sind meine Aufnahmen bloß Demos für die Band-Kollegen? Will ich mich damit für Live-Auftritte oder einen Plattenvertrag bewerben? Will ich gar professionelle, veröffentlichungsreife Aufnahmen machen?
Oder geht es mir in erster Linie darum, mich selbst künstlerisch zu verwirklichen − ohne äußeren Druck, aber schon mit einem gewissen Anspruch. Irgendwo in diesem Dreieck zwischen Geldinvestition, Zeitaufwand und persönlichem Anspruch gilt es, die eigene Position zu finden. Der Markt bietet nämlich eine Fülle unterschiedlicher Lösungen für verschiedene Ansprüche, und glücklich wird nur, wer das richtige Equipment für seine eigenen Ambitionen auswählt.
Bevor wir uns der Frage zuwenden, welches Equipment du für dein erstes Recording in den eigenen vier Wänden gebrauchen könntest, empfehlen wir an dieser Stelle unser Special: Homestudio 2.0 – Recording Guide für Musiker Digital mit allen Tipps und Tricks rund um die Einrichtung eines Homestudios!
Egal, ob du Gesang, deine E-Gitarre oder ein Schlagzeug aufnehmen willst: Der Weg der Audiosignale zur fertigen Aufnahme bleibt prinzipiell gleich. Das aufzunehmende Signal muss, wenn es sich nicht um Signale eines virtuellen Instruments handelt, mit einem Mikrofon abgenommen und mittels Audio Interface in eine Digital Audio Workstation auf deinem Computer eingebunden werden.
Mit einer solchen Software kannst du die aufgenommenen Spuren schneiden, nachbearbeiten und arrangieren. Um deine Musik während und nach dem Aufnahmeprozess hören zu können, ohne den Prozess zu stören, empfiehlt sich ein paar geeigneter Kopfhörer – für die Einschätzung deines Sounds ein paar Monitore.
All diese Schritte zur eigenen aufgenommenen Musik bedürfen speziellen Equipments. Was es bei dessen Anschaffung zu beachten gilt, klären wir nachfolgend Schritt für Schritt.
Was für ein Mikrofon eignet sich besonders gut für Aufnahmen im Homestudio? Diese Frage kann natürlich nicht pauschal beantwortet werden, da verschiedene Instrumente mit unterschiedlichen Klangspektren mit jeweils verschiedenen Mikrofonen abgenommen werden können. Für Home Studio Sets ist es üblich, dass Saiteninstrumente direkt über ein Interface in die DAW eingebunden und nur Drums und Gesang mikrofoniert aufgenommen werden.
Heutzutage verwendet man drei Sorten von Schallwandlern im Recording-Kontext: Kondensatormikros, Tauchspulmikros und Bändchenmikros. Die letzteren beiden Sorten zählen zur Gruppe der dynamischen Mikros, denn ihr Signal entsteht durch magnetische Induktion. Achtung: Im Volksmund wird der Begriff »dynamisches Mikrofon« meist mit Tauchspulmikrofon gleichgesetzt, während man Bändchenmikros als eigene Kategorie ansieht. Das ist technisch gesehen falsch, macht in der Praxis aber dennoch Sinn, weil Bändchen tatsächlich ihre Eigenheiten haben.
Im Studio am häufigsten verwendet werden Kondensatormikrofone. Hier besteht die Membran aus einem elektrisch leitenden Material. Sie befindet sich in geringem Abstand zu einer Metallplatte, ist von dieser aber elektrisch isoliert. Membran und Metallplatte bilden somit einen Kondensator.
Gesang und Sprache werden meist mit Großmembran-Kondensatormikrofonen aufgenommen, für Instrumente verwendet man dagegen vorwiegend Kleinmembran-Kondensatormikros: Kleinmembranmikrofone sollen den Klang akkurat und natürlich abbilden, Großmembranmikrofone sollen in erster Linie schön klingen.
Großmembran-Kondensatormikros nennt man daher auch oft »Solistenmikrofone«, da sie sich gut dazu eignen, ein bestimmtes Instrument oder eine Stimme in den Vordergrund zu stellen. Kleinmembranmikrofone werden dagegen gerne zur Aufnahme von Ensembles und Chören verwendet.
Bevor es an den Kauf eines Studiomikrofons geht, empfehlen wir an dieser Stelle unser Equipment-Special: Studio Mikrofone: Was Daten verraten, in dem die wichtigsten Spezifikationen handelsüblicher Mikrofone erläutert werden.
Analoge Signale müssen digitalisiert werden, um in einer digitalen Umgebung bearbeitet werden zu können. Hierfür benötigst du ein Audio Interface. Beliebte Interfaces wie das Focusrite Scarlett oder die M-Audio M-Track-Reihe gibt es schon zu freundlichen Preisen und leisten gute Dienste.
Die auf dem Markt erhältlichen Interfaces unterscheiden sich in der Zahl der Inputs, der Art ihrer digitalen Anschlussfähigkeit und natürlich ihrem Handling. Wie ein Audio Interface funktioniert, und was du beim Kauf beachten musst, kannst du in unserem Special über USB Audio Interfaces genau nachlesen!
Um abgenommene und digitalisierte Audio-Signale zu verarbeiten, bedarf es einer bestimmten Software. Eine Digital Audio Workstation ist ein Programm, das eben diese Aufgabe erfüllt. Mit einer solchen kannst du deine Tonspuren schneiden und arrangieren, Effekte und Synths generieren und deine Songs bearbeiten.
Die Auswahl an DAW-Software ist groß und für Anfänger eher unübersichtlich. Klassiker wie Cubase, Pro Tools oder Ableton Live sind in verschiedenen Distributionen erhältlich und befriedigen verschiedene Ansprüche. Unser Tipp: Probiere möglichst viele Demo-Versionen dieser Programme aus und verlasse dich gegebenenfalls auch auf Tipps deiner Freunde und Bekannten! Alle DAWs haben ihre Eigenheiten: Wichtig ist, dass du mit ihnen zurecht kommst.
In diesem Video werden einige DAWs vorgestellt, was als erste Orientierungshilfe dienen kann: