Selbst das kleinste Audio-Studio benötigt eine “Abhöre”, also ein paar Boxen und eine Stereo-Endstufe, um eine gut klingende Abmischung zustande zu bringen. Alternativ können auch aktive Boxen mit eingebauten Verstärkern verwendet werden. Diese Variante hat sich in professionellen Studios weitgehend durchgesetzt.
Die am häufigsten in diesem Zusammenhang gestellte Frage ist: Braucht man unbedingt teure Studiomonitoren oder reicht die heimische HiFi-Anlage?
Es trifft nicht für alle Fabrikate gleichermaßen zu, aber moderne und gute HiFi-Boxen sind in ihrer Wiedergabegenauigkeit durchaus mit Studiomonitoren zu vergleichen. Es sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass HiFi-Boxen tendenziell dazu neigen, den Klang “schön zu färben” und nicht so klangneutral wie Studiomonitore arbeiten.
Grundsätzlich sollten die Boxen nicht nur klangneutral sein, sondern auch Impulse schnell und präzise wiedergeben und eine gute räumliche Auflösung haben.
Ein Monitor sollte vor allem einen glatten Frequenzgang aufweisen – er muss nicht unbedingt “gut” klingen. Der weltweit meist verbreitete Studiomonitor, der Yamaha NS 10, deckt schonungslos alle Schwächen des Mixes auf. Man sagt – vielleicht etwas überspitzt: Wenn es gelingt, einen Mix so zu gestalten, dass er auf einem Yamaha NS 10 einigermaßen gut klingt, dann klingt er auf allen anderen Boxen hervorragend. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte auf die Ohren der besten Producer und Toningenieure vertrauen und sich ein Paar der gefragten Monitore anschaffen.
Nahfeld-Monitore wie z.B. der (inzwischen aus dem Programm genommene) Yamaha NS10, dessen aktuelle und aktiv verstärkte Nachfolger HS50M oder HS80M sowie kleine Modelle von Mackie, KRK, M-Audio – um nur einige wenige zu nennen – gibt es schon für einen Paarpreis von deutlich unter € 500,–.
In großen Studios verwendet man auch meist große Monitore, die in einiger Entfernung aufgebaut sind. Für ein Homerecordingstudio kommen diese kaum in Frage: 90% aller Konsumenten besitzen kleine Boxen. Die Tiefbässe, die ein großer Studiomonitor übertragen kann, werden durch solche Boxen schlecht oder gar nicht wiedergegeben.
Aus diesem Grund verlassen sich Toningenieure auch niemals allein auf ihre Boxenboliden, sondern verwenden zusätzlich kleinere Nearfield-Monitore. Nahfeld-Monitore werden in relativ kurzer Entfernung aufgebaut. Die Boxen bilden dabei zusammen mit dem Kopf des Toningenieurs ein gleichseitiges Dreieck von ca. 1 – 1,50m Kantenlänge.
Aufgrund der kleinen Abhörentfernung tritt der Direktschall aus den Boxen gegenüber dem indirekten, von Wänden, Boden, Decke und Gegenständen reflektierten Schall in den Vordergrund. Die Raumakustik kann daher beim Nearfield Monitoring so gut wie vernachlässigt werden.
Kleine Boxen sind schwach in den Bässen, was schnell dazu verleitet, Bässe und/oder untere Mitten hineinzudrehen. Das führt aber dazu, dass sich der Mix auf größeren Boxen mulmig, dröhnend und undifferenziert anhört. Das beste Mittel dagegen ist, sich auf der Monitoranlage gut produzierte CDs anzuhören und diese mit der eigenen Mischung zu vergleichen.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Ergänzung der Abhöre um einen Subwoofer dar, eine auf dem Boden platzierte Bassbox, die über eine eigene Endstufe angetrieben und von der Summe beider Stereokanäle angesteuert wird. Hierbei sollte man darauf achten, dass der Subwoofer zu den Satellitenboxen passt. Andernfalls kann durch eine falsche Frequenztrennung und eine Über- oder Unterdimensionierung der Bassbox der Frequenzgang der Abhöre unlinear werden.
Die Frage nach dem optimalen Studiomonitor stellt sich immer wieder, nahezu unabhängig von der speziellen Anwendung über alle Größen und Preisklassen. Die Anzahl der Hersteller ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen, und die Modellvielfalt ist nahezu unendlich groß. Hinzu kommt der schnelle Generationenwechsel bei einigen Herstellern, der auch nicht gerade zur besseren Übersicht beiträgt.
In vergangenen Zeiten wurden vom IRT (Institut für Rundfunktechnik) Standards für Studiomonitore vorgegeben, die von einigen wenigen „amtlichen“ Herstellern umgesetzt wurden. Rundfunk- und Fernsehanstalten im In- und Ausland orientierten sich weitgehend daran und größere Studios ließen sich zudem auch gerne eigene Monitore, meist von englischen Firmen, entwickeln und bauen.
Aus der Sicht der wenigen Hersteller zu dieser Zeit waren das beinahe paradiesische Zustände, die jedoch jäh endeten, als der Markt dank der Digitaltechnik aufbrach und Projektstudios wie auch das Homerecording immer zahlreichere Freunde fanden. Moderne Fertigungsmethoden machten es möglich, Equipment bester Qualität für einen Bruchteil des Preises zu entwickeln und somit viele neue Kunden zu gewinnen, für die die traditionelle Studiotechnik noch finanziell unerreichbar war.
Der Bedarf nach Studiomonitoren stieg damit dramatisch an, und die alten Regeln wurden aufgebrochen. Diese Deregulierung des Marktes ließ viele neue Hersteller entstehen und altbekannte Namen verschwinden. Das allgemeine Preisniveau fiel zudem deutlich, wobei dieser Trend nun beileibe keine Besonderheit des Studiotechnikmarktes ist, sondern sich ja in vielen technischen Bereichen findet − bei Telekommunikationsgeräten, Computern, Kameras und vielem mehr.
Welchen Studio Monitor nimmt man nun für welche Anwendung? Ein erster Entscheidungspunkt wäre die Abhörentfernung. Stehen die Monitore direkt am Arbeitsplatz, PC-Tisch, Mischpult etc. und ist so nur 1 bis 2 Meter von dir entfernt, dann nennt man diese Nahfeldmonitore (Nearfield). Größere Entfernungen von 2 bis 4 Metern werden „Mid-Field“ genannt, und für wirklich große Räume mit Wandeinbauten oder für große Mastering-Studios oder Vorführräume werden meist Sonderbauten oder typische Main-Monitore genommen − die Bezeichnung „Main“ bezieht sich auf die klassischen, großen Studios, die meist eine Reihe verschiedener Monitore im Einsatz haben.
Speziell im Mastering und teilweise sogar in öffentlich rechtlichen Sendern haben sich neben diesen speziell ausgewiesenen Studiomonitoren auch einige Hi-Fi- oder, besser gesagt, High-End-Hersteller platzieren können, wobei hier häufig Modelle des 1965 in England gegründeten Herstellers Bowers & Wilkins zum Einsatz kommen.
Wir wollen uns hier auf die typische Nahfeldanwendung beschränken, die heute mit Sicherheit am häufigsten − und somit wohl auch in deinem Homestudio − vorkommt. Hier gilt grundsätzlich: je kürzer die Abhörentfernung, umso kleiner kann oder sollte der Monitor sein.
Das akustische Umfeld eines Lautsprechers hat eine erhebliche Auswirkung auf das, was man letztendlich hört. Für ein gutes und möglichst neutrales Ergebnis solltest du daher einige wichtige Regeln befolgen:
Du willst dir in naher Zukunft Studiomonitore zulegen? Dann schau dir zuvor unsere Empfehlungen an: Wir haben über 80 Monitore getestet und eine Empfehlung zum Kauf von Studiomonitoren parat!
Texte: Anselm Goertz & Andreas Hau