Am 6. Juni 2005 hatte Steve Jobs Apples Plan verkündet, „bis zum Juni 2006” Macs mit Intel-Prozessoren zu liefern. Damals hätte kaum jemand darauf gewettet, dass die ersten Intel-Macs schon am 10. Januar 2006 präsentiert werden würden – doch genau so kam es. Frühbesteller erhielten ihren 17″- oder 20″-iMac mit Intel-Core-Duo-CPU noch im Januar. Das 15,4″- Intel-MacBook folgte einen knappen Monat später – sogar mit Speedbumps auf bis zu 2,16 MHz.
Mit der wichtigsten Musik-Software für die neue Plattform hatte es Apple genauso eilig. Als Teil von iLife ’06 gehört GarageBand 3 als Universal-Version zum Lieferumfang jedes Intel-Macs, und auch die erste Intel-Mac-optimierte LogicPro-Version 7.2 wurde bereits Mitte Februar ausgeliefert: einen Monat eher als erwartet.
Anzeige
Intel-iMac: Hard- und Software
Der 20″ Intel-iMac, der uns für diesen Test zur Verfügung stand, sieht seinen G5-Vorgängern zum Verwechseln ähnlich. Lediglich die iSight-Webcam, die bei allen neuen iMac- und MacBookPro-Modellen (nun mit doppelter Auflösung) integriert ist, weist ihn äußerlich als Intel-Mac aus.
Auch Mac OS X präsentiert sich auf dem Intel-Mac wie gewohnt. Nicht nur Look&Feel sind identisch, sondern auch die bekanntermaßen hohe Betriebssicherheit. Dies gilt auch für die mitgelieferten Programme, die durch iLife ’06 (hier im Lieferumfang enthalten, ansonsten als Update für 79 Euro zu haben) weiter aufgewertet und komplettiert werden.
Die von den G5-Macs bekannte Möglichkeit, die Prozessorleistung im Systemfeld Energie sparen zwischen minimal, maximal und atomatisch umzustellen, gibt es im System des Intel-iMac nicht mehr. Stattdessen findet man dort das Kontrollfeld PROCESSOR, in dem man bei Bedarf einen der Prozessorkerne deaktivieren kann.
Bestimmte Grafikprobleme, die von manchen Anwendern eines iMac Core Duo mit 256 MB Grafikspeicher auf der RadeonKarte gemeldet worden waren, scheinen mit dem Mitte Februar ausgelieferten OS X 10.4.5 vom Tisch zu sein. Auch unser Testrechner lief einwandfrei und punktete darüber hinaus durch gute Performance, schnelles Booten und ein flüsterleises Betriebsgeräusch.
Intel-iMac: Kompatibilität
Dank des unsichtbar im Intel-OS-X integrierten Emulators Rosetta können dort auch PowerPC-OS-X-Programme laufen, die noch nicht portiert sind. Die meisten Musikanwendungen laufen unter Rosetta allerdings gar nicht, der Rest viel zu langsam. OS-X-Musikprogramme und -Hardware-Treiber können Sie deshalb nur dann auf Intel-Macs nutzen, wenn es dafür Portierungen gibt:
• Ableton Live: Die Auslieferung von Live 5.2 mit Intel-Mac-Support steht laut Ableton kurz bevor. Die für optimale Performance erforderliche Unterstützung von Multicore-/MultiprozessorArchitekturen soll jedoch erst im Herbst mit Live 6 folgen.
• Steinberg Cubase/Nuendo: Intel-Mackompatible Cubase- und Nuendo-Versionen wird es laut Steinberg erst „im Laufe des Jahres 2006“ geben, weil zuvor noch Basistechnologien wie VST (2.4) und ASIO umgestellt werden müssen.
• Digidesign Pro Tools: Digidesign hat angekündigt, im Mai Intel-Mac-kompatible Versionen von Pro Tools 7 LE und M-Powered sowie aller eigenen und von Drittherstellern vertriebenen RTAS/ AudioSuite-Plug-ins auszuliefern. Pro Tools 7 HD kann natürlich erst dann unterstützt werden, wenn es „große“ Intel-Macs mit PCI-(X/Express)-Slots gibt. Glaubt man der Gerüchteküche, werden diese voraussichtlich mit Intels Pentium-Nachfolger Conroe bestückt, der nicht vor September 2006 erwartet wird.
• Hardware-Treiber: RME stellten schon im Juli 2005 Intel-Mac-Treiber für ihre Fireface-Hardware online. Andere Hersteller wie etwa M-Audio oder Motu haben mittlerweile ebenfalls passende Treiber im Netz.
Glückwunsch! Der Intel-Switch für OS X und Logic ist geglückt: Die ersten BenchmarkWerte sind klasse.
Danke, das freut mich.
Die Logic-Performance des 20″-Intel-iMac entspricht in etwa einem Dual-G5-PPC. Im EVP88-Test schafft der Intel-iMac sogar 25 % mehr. Warum?
Wir haben in Logic 7.2 alles, was PPC-Altivec-optimiert war, auch auf SSE für Intel optimiert. Weil die Befehlssätze der Prozessoren dennoch nicht identisch sind, gibt es je nach Algorithmus bzw. Plug-in kleine Unterschiede im Ausmaß der Beschleunigung. Die SSE- bzw. Altivec-Beschleunigung gegenüber „normalem C-Code“ beträgt je nach Plug-in oft mehrere Hundert Prozent. Eine Steigerung von zusätzlichen 25 Prozent, wie im Falle des EVP88, ist deshalb ein schönes Extra, aber sie fällt nicht aus dem Rahmen.
Dürfen wir vom Intel-MacBook Pro ähnlich gute Leistungen erwarten?
Ich denke schon. Mich jedenfalls hat die Performance des MacBook Pro begeistert – inklusive der sehr schnellen Grafikausgabe.
Intel-iMac + Logic: Performance
Weil sich Logic Pro 7.2 als Universal-Binary-Anwendung nicht nur auf Intel-, sondern auch auf „alten” G4/G5-Macs mit OS X installieren lässt (im Gegensatz zu V. 7.1 nur noch unter OS X „Tiger” ab 10.4.3), bringt das Update allen Anwendern neue Funktionen (s. u.).
Dennoch wollen wir zunächst die Frage klären, die (nicht nur) Mac-Fans am meisten auf der Seele brennt: „Was leistet Logic Pro 7.2 auf dem neuen Intel-iMac?”
Kurz gesagt: „Unglaubliches!” Die Werte in Tabelle 1 belegen, dass Logic auf dem 2-GHzIntel-iMac nicht nur um Klassen besser performt als auf dem alten 2-GHz-G5-iMac, sondern im Schnitt sogar einen 2-GHz-DualG5 (mit 2 Single-Core-CPUs) schlägt! Ein genauer Blick auf die Testdisziplinen:
Offline-Tests: Hier vergleichen wir Wartezeiten: je kürzer, desto besser. Der erste Test misst die Konvertierung einer 3-StundenAAC-Datei ins MP3-Format innerhalb iTunes. Im zweiten Test muss Logic diese MP3- Datei importieren und die zugehörige Wellenformdarstellung berechnen.
Im iTunes-Test ist der Intel-Mac deutlich langsamer als der Dual-G5, im Logic-Test ist er hingegen genauso schnell. iTunes (bzw. der QuickTime-Konvertierungsalgorithmus) scheinen somit noch nicht so gut für die Intel-CPU optimiert zu sein wie Logic.
FX-Tests: Die kleinste Latenz im SpaceDesigner-Test ist die einzige Disziplin, in der der Dual-G5 die Nase weit vorn hat.Dies spricht für gewisse Performance-Vorteile bei Frontside-Bus und L2-Cache auf Seiten des G5, weil bei einem Faltungshall wie Space Designer viele Daten schnell hin und her bewegt werden müssen. Bei großen Latenzen, die man in der Praxis zum Abmischen für maximale Leistung wählt,geht der Unterschied bei den Space-Designer-Leistungen jedoch gegen Null.
Synth-Tests: Wie üblich hat die Latenz auf die Synth-Performance wenig bis gar keinen Einfluss. Auffällig ist hier jedoch die Top-Performance des EVP88 auf dem Intel-iMac: 25% mehr Stimmen als auf dem Dual-G5!
Minimale Latenz: Auf allen drei Rechnern kann Logic die geforderte Stereo-Audiospur selbst bei minimalem Puffer von nur 32 Samples störungsfrei abspielen.
Spurtest: Auch die Wiedergabe von 128 Audiospuren bewältigt unter Logic Pro 7.2 jeder der Macs. Da dies Disziplin stark von den Leistungen der internen Festplatte abhängt, man für Audiodaten aber meist ohnehin eine separate Festplatte nutzt, wird der Spurtest nicht mehr in der Tabelle aufgeführt.
Logic Pro 7.2 überzeugt auf dem InteliMac aber nicht nur durch Performance, sondern auch durch Kompatibilität. Im Test ließen sich ältere Logic-Songs von Wechselmedien sowie internen und externen OS-XFesplatten problemlos öffnen. Darüber hinaus ist Logic Pro 7.2 bei PPC sogar rückwärtskompatibel: Songs, die Sie auf einem PPC-Mac mit V. 7.2 sichern, lassen sich auch auf PPC-Macs mit V. 7.0 oder 7.1 öffnen. Nur Songs, die auf einem IntelMac mit V. 7.2 gesichert wurden, erfordern zum Öffnen mindestens eine V. 7.2, egal ob Intel oder PPC-Mac.
Logic Pro 7.2: Neue Funktionen
Werfen wir abschließend einen Blick auf die wichtigsten neuen Funktionen, die uns Logic Pro 7.2 im Vergleich zu Version 7.1 auf neuen Intel- und „alten” PPC-Macs beschert.
Audio-Hardware: Logic 7.2 unterstützt Apogees neues FireWire-Audio-Interface Ensemble, sodass man alle Hardware-Parameter wie In-/Out-/Kopfhörer-Level, MeterEingänge, ja sogar Mikro-Input-Gain direkt in Logic steuern kann. Pro-Tools-7-HDSysteme mit DAE-Version ab 7.1cs4 werden nun ebenfalls mit allen Logic-Features wie ESB und EXS24TDM unterstützt (derzeit allerdings nur auf PPC-Macs, s. o.). Anwender älterer Pro-Tools-Systeme bis 6.9 müssen hingegen bei Logic Pro 7.1 bleiben.
ReWire: Endlich unterstützt Logic ReWire auch in Stereo-Kanälen: Einfach die gewünschten ReWire-Kanalzüge auf Stereo schalten, in den KANAL-Parametern die (nun eindeutig beschrifteten) Stereo-Busse der ReWire-Slaves zuweisen: fertig! Weiterhin können Sie im Arrangierfenster mit Spur -> Mehrere erzeugen nun auch beliebig viele ReWire-Spuren gleichzeitig anlegen.
Serato-Integration: Dass die Algorithmen der Logic „Time And Pitch Machine” höchsten Ansprüchen nicht immer genügen, war wohl auch Apple klar. Anwender von Logic Pro 7.2 haben deshalb die Möglichkeit, eine spezielle LE-Audio-Unit-Version des anerkannt guten „Pitch’n Time”-Plug-ins von Serato zu erwerben (399 Dollar) und dessen Time Stretching/Pitch Shifting dann direkt in Logics „Time And Pitch Machine” anzuwenden.
iLife 06-Features: PPC-Anwender, die nicht 79 Euro für das Update auf iLive ’06 ausgeben wollen, kommen mit den 49 Euro fürs Logic-Update auch schon weit. Logic Pro 7.2 hat die bislang noch fehlenden GarageBand-3-Plug-ins speech Enhancer Optimierung von Sprache, die mit integrierten Mac- oder iSight-Mikros aufgenommen wurde) und Drucken automatische Absenkung von Bus-/Master-Signalen durch Sidechain-Signale wie Sprache) an Bord. Als Sahnehäubchen gibt’s mehr als 200 lizenzfreie Sound-FX und Jingles aus iLife ’06, die sich im Logic-Loop-Browser hinter dem neuen Glocken-Button verbergen. Es ist klar, wo diese Reise hingeht: Podcasts für alle!
AAC-Playback: Die Audiodateiformate AAC und Apple Lossless werden nun „nativ” unterstützt. Wenn Sie z. B. eine AAC-Datei auf eine Logic-Audiospur ziehen, wird diese nicht ins AIF- oder WAV-Format konvertiert (wie MP3s), sondern direkt als AAC abgespielt. Sie können AAC und Apple-LosslessRegionen in Logic schneiden und editieren wie gewohnt. Fades und destruktive Bearbeitungen sind aber nur nach WAV/AIFKonvertierung möglich. Zudem weigert sich Logic kommentarlos, DRM-geschützte AACs (z. B. Musik, die Sie im iTunes Music Store gekauft haben), direkt einzubinden.
Channel Strip Performance: Wenn Sie die Einstellung eines Kanalzuges sichern, indem Sie dort das Wort INSERTS anklicken und aus dem folgenden Menü PERFORMANCE SICHERN ALS… wählen, können Sie neben einem Namen auch eine PROGRAMMNUMMER wählen. Fortan lässt sich diese Kanaleinstellung auch aufrufen, indem Sie auf MIDI-Kanal 1 den entsprechenden Program-Change-Befehl an das Kanal-Objekt senden. So können Sie etwa als Gitarrist auf der Bühne per Knopfdruck bis zu 127 Sounds inkl. EQ- und FX-Settings abrufen. Darüber hinaus gibt es weitere neue MIDI-Remote-Funktionen, etwa die Bypass-Steuerung von Insert-Effekten via MIDI-Controller 64.
Controller Support: Neu im Sortiment der unterstützten Bedienoberflächen ist M-Audios GarageBand-Controller iControl. Für alle Controller lassen sich nun auch Key-Repeat-Funktionen (wiederholter Tastendruck) programmieren. Am praktischsten ist jedoch die neue TRACK CONTROL BAR: Farbmarkierungen für alle Kanäle des Arrangierfensters, die gerade von einer Hardware gesteuert werden. Hat man mehrere Controller gleichzeitig im Einsatz, kann man jedem eine andere Farbe zuweisen. Im Arrangierfenster hat man so stets den optimalen Durchblick, aber warum nicht auch in den Mixerfenstern?
Diverse: Wie immer gibt es viele weitere Optimierungen, etwa die Verdopplung auf 32 Mono-Ausgänge für Multi-Channel-AU-Instrumente, die Voreinstellung DOCK AUTOMATISCH AUSBLENDEN, die im Gegensatz zur Finder-Option nur auf Logic wirkt, oder den Song-Ende-Parameter im horizontalen Transportfeld, um den Song vor FREEZE oder BOUNCE zu kürzen.
Apple 20″ iMac Intel Core Duo
CPU: 2GHz Intel Core Duo Prozessor mit 2MB L2-Cache
Festplatte: 250 GB Serial ATA-Festplatte (7.200 U./Min.)
Anschlüsse/Netzwerk: AirPort Extreme, Bluetooth 2.0, Gigabit-Ethernet, 2 x FireWire 400, 3 x USB 2.0, 2 x USB 1.1
Hardware-Lieferumfang: Apple Standard-Tastatur, Mighty Mouse, Apple Remote-Fernbedienung …
UvP: € 1.749,-
Apple Logic Pro 7.2
Systemvoraussetzungen: Mac mit PowerPC-G4/G5- oder Intel-Core-CPU, mind. 512 MB RAM, 8 GB freier Festplattenplatz, USB-Port für XSKey, Mac OS X ab 10.4.3
UvP: Logic Pro 7.2: € 1.039,–
Crossgrade Pro 7.0 → 7.2: € 49,–
Gold/Platinum 5/6/Pro 6 → 7.2: € 319,–
Fazit
Apples Intel-Switch kommt früh und gewaltig. Logic Pro 7.2 leistet auf einem 20″- Intel-iMac ähnlich viel wie auf einem DualG5-PPC – teilweise sogar mehr. G5-Anwendern bringt das Update volle Unterstützung von Pro-Tools-HD-7-Systemen. Beide OS-X-Plattformen profitieren von Stereo-ReWire-Kanälen, MIDI-Umschaltung für Insert-FX-Bypass und Kanalkonfigurationen sowie vielen weiteren Optimierungen. Sicher wird es noch dauern, bis auch alle anderen OS-X-Musikprogramme, Plug-ins und Hardware-Treiber auf Intel-Macs laufen. Dennoch dürften die gelungenen Vorgaben Apples Anwendern helfen, ihrem eigenen Intel-Switch entspannter entgegenzusehen.
Kommentar zu diesem Artikel
Pingbacks