Bausa: Was du Liebe nennst – Mit Softwareinstrumenten in der DAW nachgebaut
von Henning Verlage, Artikel aus dem Archiv
Anzeige
In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Dieses Mal checken wir mit Was du Liebe nennst von Bausa die am häufigsten an der Chartspitze platzierte deutschsprachige Hip-Hop-Single aller Zeiten aus.
Anzeige
Bausa schwimmt auf der aktuellen Cloud-Rap-Welle, die um 2009 ihren Ursprung in den USA hatte und dann langsam zu uns rüber geschwappt ist. Mittlerweile hat sich das Genre zu einem riesen Hype entwickelt, international sind hier Künstler wie Young Thug, Future oder Post Malone zu nennen, auf deutschsprachiger Ebene LGoony, Yung Hurn, Rin, Haiyti oder eben auch Bausa. Die Produktionen sind eine luftige Mischung aus Trap-Beats und -Bässen, wolkigen, harmonischen Synths, Autotune-Vocals und im aktuellen Fall auch perkussiven Tropical-House-ähnlichen Pluck-Sounds.
Style-Analyse & Drums
Für die Umsetzung im heimischen Rechner kommen Drumsamples, Lennar Digital Sylenth 1 und Spectrasonics Trilian für die deepen Bässe sowie für die Synths Reveal Sound Spire, Spectrasonics Omnisphere und reFX Nexus zum Einsatz.
Drums: Das Drumpattern ist vier Takte lang und wird, wie im Hip-Hop üblich, geloopt und über den Songverlauf mal mehr, mal weniger ausgedünnt. Im Gegensatz zu klassischen Boom-Bap-Beats sind Kick und Snare eher Breakbeat-artig gesetzt, vom Sound her orientiert man sich an Variationen der klassischen Roland TR-808. Trap-Beats zeichnen außerdem schnelle Hi-Hat-Rolls aus. Hierfür kann man das Tempo wie in unserem Beispiel bei 72,5 BPM belassen oder es verdoppeln, je nachdem ob man lieber im Grundmetrum oder in Halftime programmiert. Eine Stylus-Filterloop und vereinzelte tonale Samples komplettieren das Pattern und sorgen für mehr Atmosphäre.
Die Cloud-Rap-Sounds
Auch Drum-Samples können in Cubase zu Spuren arrangiert werden.
Der Hauptsound ist ein tiefer Subbass aus Sylenth 1.
Die Pitchbend-Fahrten wurden beim Einspielen mit aufgezeichnet und dann editiert.
Eine Geheimwaffe für ultratiefe Bässe ist das Waves-Plug-in Lo Air, das eigentlich für die Generierung von LFE-Material in Surround-Setups gedacht ist, aber durch die Erzeugung einer subharmonischen Oktave auch Bässe in Musikproduktionen aufwerten kann. Achtung: Der Effekt kann extrem heftig sein und sollte nur ganz dezent eingesetzt werden.
Der Steeldrum-ähnliche Chord-Sound besteht aus einem Layer aus Spire („PL Parallels MW“) und zwei Omnisphere-Instanzen („Juno Octapluck“, „Metallic Water Drops“).
Um die „Steeldrum“ etwas individueller und eigener klingen zu lassen, werden die drei Layer mit unterschiedlichen Filtern (Sugar Bytes WOW 2 und Steinberg Dualfilter) verschieden stark bearbeitet.
In unserer Vocal-Kette kommen zwei Antares-Auto-Tune-Instanzen zum Einsatz: eine erste mit moderater Retune-Speed als solide Grundlage und eine zweite, bei der der Paramater auf 100 % gestellt wird. Ansonsten gilt: für „Input Typ“ die generelle Gesangslage einstellen sowie die Tonart genau festlegen.
Für einen trendigen Vocal-Pitch-Effekt kann mit dem soundtoys Little Alterboy eine tiefere Oktave erzeugt und dem Originalsignal beigemischt werden.
Der Microshift sorgt mit leichten Schwebungen für eine dickere Stimme, ähnlich einer Dopplung.
Die Masterkette in iZotope Ozone 8
Das Pattern in Cubase Pro 9
Bass & Synths
Bass: Auch hier bedient man sich beim Trap. Es dominieren tiefe langgezogene Basstöne, die mittels Pitchbend zum nächsten Grundton gezogen werden. Das lockert das starre Pattern auf und klingt direkt modern. Im Mittelpart wird noch eine höhere Oktav hinzugefügt, wodurch die hier gespielte Bassline fast solistisch wirkt. Die Sounds stammen an dieser Stelle aus dem Spectrasonics Trilian („Uni Alpha Juno VibraSweep“ und „Unstable Overdriven OSCar Square“).
Synths: Perkussive Pluck-Sounds, die an Marimbafon oder Xylofon erinnern, liegen schwer im Trend, und so besteht auch hier die instrumentale Hook aus einer einfachen catchy Line mit einem solchen Sound. In unserem Fall ist dies ein Layer aus zwei Nexus Xylofon-Samples, gepaart mit einer oktavierten Nexus Mute-Guitar. Das südlich-sonnige Flair wird durch einen Steeldrum-ähnlichen Sound unterstützt, der die Akkorde E-Moll, A-Moll, D-Dur, G-Dur/D-Dur spielt.
Vocals & Master
Vocals: Autotune-Vocals sind für diesen Style so charakteristisch, dass wir sie auch in unser Beispiel eingearbeitet haben. Vielen Dank an dieser Stelle an Konya Schmechel fürs Einsingen! Auch die unbearbeitete Aufnahme steht für eigene Experimente im Download-Ordner zur Verfügung. Es muss übrigens nicht unbedingt der original Antares Auto-Tune-Effekt sein, fast jede DAW bietet onboard ein Realtime-Tuning-Plug-in, mit dem sich ein ähnlicher Effekt erzielen lässt.
Für ein gutes Ergebnis ist ein melodischer Bogen mit langgezogenen Tönen wichtig, damit der Effekt voll zur Geltung kommt. Im Idealfall singt der Protagonist schon bei der Aufnahme durch den Effekt, um ihn besser kontrollieren zu können.
Master: Die Summe wird mit mehreren Tools aus iZotope Ozone 8 gespeist. Los geht es mit dem EQ, der mit einem Lo-Shelf den Bassbereich ab ca. 100 Hz um rund 1 dB absenkt, sowie mit einem Hi-Shelf knapp 1 dB ab ca. 11 kHz dazugibt. Der Dynamic-EQ senkt einige Frequenzbereiche abhängig von der Dynamik im Bereich 300 Hz sowie 1 und 2 kHz ab, gefolgt vom Imager, der im Mitten- und Höhenband eine Stereoverbreiterung vornimmt. Der Maximizer schließt die Kette im „IRC IV Modern“-Modus ab. Viel Spaß beim Experimentieren!
Cooles Remake ! Ich weiss nicht warum, aber Pitchbend in FL Studio ist uneschlagbar. Es klingt einfach besser!