In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Unser Pattern ist diesmal an die Nr.-1-Single Auf Uns von Andreas Bourani angelehnt, dessen Song sogar als WM-Hymne für die Berichterstattung der ARD zur diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft ausgewählt wurde. Schau dir unseren Workshop direkt hier an!
Die Videos sowie Sound- und Midi-Files für eure DAW könnt ihr hier herunterladen.
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Style-analyse & Drums
Diese De/constructed-Folge ist etwas Besonderes für mich, denn zum ersten Mal innerhalb dieser Serie kenne ich alle Beteiligten an der Produktion persönlich − Infos aus erster Hand sind damit natürlich beschlossene Sache! Vielen Dank an dieser Stelle an Gitarrist und Co-Autor Julius Hartog und Produzent Peter „Jem“ Seifert für eure Unterstützung! Andreas war 2012 zusammen mit uns (Unheilig) auf Tour und spielte dort Songs seines Debütalbums Staub & Fantasie, von dem viele sicherlich noch die Single Nur In Meinem Kopf kennen. Schon hier stach Andreas Bouranis klare, markante Stimme hervor, gepaart mit modernem Songwriting in Richtung Coldplay und anderen britischen Pop/ Indiebands sowie einer topaktuellen Popbandproduktion, bestehend aus Schlagzeug, Bass, cleanen Gitarren und klassischen Keyboards. Damals war er noch in der Schreibphase für das aktuelle Album. Umso mehr freut es mich, dass er sich nun mit einer Nr.-1-WM-Single zurückmeldet, bei der neben den o. g. Merkmalen vielleicht auch ausschlaggebend ist, dass der Song eben nicht speziell für die WM geschrieben wurde, sondern sich musikalisch nur subtil durch ein paar Raffinessen in der Produktion dafür qualifiziert und inhaltlich den Gemeinschaftsgedanken aufgreift, wodurch sich der Titel eher schleichend zur Hymne entwickelt hat. Für die Umsetzung im Rechner kommen Native Instruments’ Studio Drummer und Session Strings, die XLN Audio Addictive Drums, Spectrasonics’ Trilian sowie Gitarren von meinem Autorenkollegen Jörg „Warthy“ Wartmann zum Einsatz.
Drums: Der äußerst moderne Anstrich dieser Produktion entsteht durch eine Pop-orientierte Arbeitsweise: Overdubs! Obwohl man im Prinzip nur eine klassische Bandbesetzung hört, ist die Produktion im Original mit über 160 Spuren sehr umfangreich. Der Schlüssel liegt im Layern von Sounds und dem Zusammenfügen von vielen verschiedenen (Kleinst-) Elementen. Dies zeigt sich beim Schlagzeug wie folgt: In der Produktion werden über einen Grundbeat in mehreren Durchläufen z. B. nur Kick, extra Snare-Einwürfe, Toms oder Hi-Hats aufgenommen, die sich so einzeln gut bearbeiten und kombinieren lassen. So kann der Drum-Track allein schon rund 80 Spuren umfassen. Beim Ergebnis geht das gewünschte Soundbild klar vor Realität, d. h., dass z. B. Toms, Snare-Rolls und Hi-Hat schon mal gleichzeitig erklingen können, was live so (von nur einem Drummer) nicht spielbar wäre.
In unserem Pattern gehen wir ähnlich vor. Die Kick-Spur wurde mit den Addictive Drums „gespielt“ (Standard Kit) und mit einem subbigeren Battery-Sample gelayert, das ich mal für die „Ellie Golding“-De/constructed-Folge (S&R 3.2013) gebaut hatte.
Snare, Hi-Hat und Toms wiederum stammen vom Abbey Roads Studio Drummer (Stadium Kit) aus der Kontakt-5-Werks-Library. Diese wurden ebenfalls separat aufgenommen, wodurch sich eben auch Überlappungen ergeben. Die riesigen Räume kommen z. T. aus den aufgedrehten Overhead- und Raum – mikros des Studio Drummers, gerade in der Bridge wird aber auch per Automation der ValhallaRoom (Large Room, 5,22 s) dazugefahren. Insgesamt schnuppert der Drum-Track mit Viertel-Kick, Handclaps, Percussion und großen Trommeln im Refrain schon subtil Stadionatmosphäre, ohne zu plakativ darauf zu stoßen − schön gemacht! In unserem Fall stammen die Stomps aus der Bonus-Erweiterung für Spectrasonics’ Stylus RMX („Vocal Planet Stompers“), dazu kommen mehere Handclap-Samples sowie Shaker- und Tambourine-Loops aus Stylus RMX.
Bass: Der Bass spielt abwechselnd liegende Grundtöne, Viertel und Achtel und legt damit einfach das Fundament des Tracks. Im Original wurde er durch den klassischen Ampeg SVT gespielt, in unserem Fall ist es ein Sample aus Spectrasonics Trilian („Retro 60’s), gespielt durch die Plugin Variante des SVT aus IK-Multimedias AmpliTube 3. Für Fülle sorgt ein Basspad-Layer aus zwei Synth-Bässen (Trilian − „Deep Taurus FM2“) und Massive (Selbstbau, verstimmter Sägezahn/Square), das per Sidechaining dancemäßig rhythmisch pumpt.
GITARREN: Auch wenn es beim Hören des Tracks gar nicht so auffällt: Gitarren gibt es in Hülle und Fülle. Julius Hartog spielt überwiegend sich ergänzende Singlenote-Sequenzen in hohen Lagen auf einer Heritage 335, die von der Bauweise einer Gibson ES entspricht. Als Amp kam ein Vox AC-30 sowie in der Demoproduktion ein Amplitube-Derivat zum Einsatz, was auch in unserem Pattern Verwendung findet.
Neben der Spielweise ist es vor allem der cleane und nur manchmal leicht crunchige Sound, der, mit Hall und Delay versehen, an Bands wie Coldplay und U2 erinnert. Neben dem warmen Sound des Vox-Amps kamen auch die im Plugin vorhandenen Stomp Effekte zum Einsatz, allen voran der Echoman, der mit punktierten Achtel-Delays für den klassischen „The Edge“-Faktor sorgt. Die Gitarren stehen zusätzlich als reine DI-Signale für eigene Experimente im Download-Ordner zur Verfügung.
Strings, Synths & Master
Das markante Streicher-Intro wurde auch in der Produktion mit den Kontakt Session Strings Pro gespielt, dann allerdings noch mit echten Streichern gedoppelt. In unserem Pattern kommen dafür gleich beide Varianten aus den Session Strings zum Einsatz (Section 3 and 4 Ensemble, MTown Sections 3 and 4 Ensemble). Im weiteren Verlauf kommt ein Arpeggio mit dem gleichen Sound dazu, das auch im Original mit dem Animator der Session Strings erzeugt und dann im Nachhinein Note für Note angepasst wurde. Orgel, Klavier, ein Achtel-Pluck-Synth, Synthstrings und diverse Pads füllen das Arrangement unscheinbar auf, sie fallen jedoch extrem auf, wenn man die Spuren mal testweise ausschaltet. Während die Orgel (Kontakt Vintage Organs − „Basic Rock 3“) rein liegende Chords spielt, spielt das Klavier darüber hinaus auch noch gegenläufige Sequenzen, die die Gitarrenlinien ergänzen. Der Pluck-Sound ist eine Kombination aus einem Cello-Sample und einem perkussiven Sound aus dem Arturia Oberheim SEM V, die Strings und Pads werden mit Lennar Digital Sylenth1 und Spectrasonics Omnisphere bestritten.
Master: Im Masterkanal verdichtet zunächst der Waves SSL Buss Compressor die Summe, der Brainworx bx1 Mastering EQ hebt Bässe und Höhen etwas an und erhöht mit seiner M/S Schaltung die Stereobreite (130 %). Zuletzt limitiert der UAD Precision Maximizer das Signal und fügt noch etwas Sättigung hinzu (Mix ca. 60 %, Shape 61 %). Viel Spaß beim Experimentieren!
Weiter Folgen aus der Reihe De/constructed findest du hier!
Hi, leider funktionieren die Links zu den Downloaddateien bei einigen älteren Workshops wie diesem nicht mehr
Dank Dir, lieber Joe – habe den Link aktualisiert und wünsche viel Spaß!
Dank Dir, lieber Joe – habe den Link aktualisiert und wünsche viel Spaß!