In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Diesmal ist unser Pattern an die Single OM der Wiener Durchstarter Bilderbuch angelehnt, deren Album Schick Schock gerade auf Platz 1 der österreichischen Charts gestürmt ist (www.bilderbuch-musik.at). Schau dir hier auch unseren Videoworkshop an.
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Style-Analyse & Drums
Bilderbuch kredenzen auf Schick Schock einen schrägen Stilmix aus Indierock, Pop, HipHop und elektronischen Spielereien, vorgetragen mit teils breitgezogenem Wiener Dialekt in bester Falco-Manier. Das kann man mögen oder auch nicht, man muss den Mittzwanzigern allerdings bescheinigen, hier vom Sound her etwas Neues geschaffen zu haben, das man so wohl noch nicht gehört hat, jedenfalls nicht im Formatradio. Für die Umsetzung im Rechner kommen das Nicky Romero Kick-Plugin, Native Instruments Battery, ein (selbst erstelltes) stark verfremdetes Sample sowie Synths wie Spectrasonics Trilian und Omnisphere oder N.I. Massive zum Einsatz.
Drums
Beim 90 BPM schnellen KopfnickerGroove dominieren eine 808-artige AnalogBassdrum aus dem Nicky Romero Kick-Plug – in und Attack-reiche Claps, die als Layer in Battery zusammengesetzt sind. Der Clou ist die variable Release-Phase der Kick sowie verschiedene Hallanteile auf den Claps, was den Groove subtil variiert. Große, fast schon orchestrale Crashes, akustische Tom-Fills aus Native Instruments Abbey Road Modern Drummer und gefilterte sowie mit Delay und Hall versehene 16tel-Hi-Hats runden das reduzierte Pattern ab. Sämtliche Drums werden in einer Drum-Gruppe zusammengefasst und erhalten dort vom im Channelstrip enthaltenen Steinberg Magneto II noch etwas Sättigung.
Wo kommt das Sample her?
Basis des ganzen Tracks ist ein mittels Timestretching extrem manipuliertes Sample. Der Ursprung ist unklar, da Bilderbuch jedoch in klassischer Bandbesetzung spielen, ist es durchaus möglich, dass es sich hierbei um eine eigene Aufnahme handelt, die nachträglich wie ein Sample behandelt und verfremdet wurde. So gehen wir auch vor.
Zunächst muss die ursprüngliche Bandperformance erstellt werden, die in unserem Beispiel aus einigen melodischen Gitarrenfragmenten, Singlenotes, Bass, Pads und Rhodes besteht. Für das Samplefeel kommt noch etwas Vinylknistern dazu. Zum Nachvollziehen und für eigene Stretch-Experimente steht dieses “Original”-Sample im Downloadordner zur Verfügung.
Um die extremen Timestretching-Artefakte zu erzielen, muss das Ursprungs-Sample von vornherein in einem schnelleren Tempo aufgenommen werden, für unser Beispiel haben sich 111 BPM als passend erwiesen. Das viertaktige Ergebnis wird anschließend noch mit dem Steinberg Grungelizer und etwas Vibrato “vor”-verfremdet, gebouncet und dann mit dem Cubase Timestretch-Werkzeug extrem in die Länge gezogen. Als Algorithmus ist der einfachste Standard angewählt, damit die Artefakte auch schön zu hören sind. Das Resultat wird nun wiederum in eine neue Datei umgewandelt (“Auswahl als Datei”) und anschließend im diesmal 90 BPM schnellen Ziel-Arrangement wieder mit dem Timstretching-Tool auf die ursprünglichen 4 Takte zurückgestretcht. Das Ergebnis dürfte in etwa so “schlimm” klingen wie im Original.
Bass, Synths & Master
Der E-Bass aus Spectrasonics Trilian geht ganz klassisch in die IK Multimedia Ampeg-Verstärker-Emulation. Später wird er gegen einen Synthbass aus dem Lennar Digital Sylenth 1 eingetauscht. Ein paar Vocal-Effekte, FX-Noises und Gitarrenversatzstücke sorgen für Abwechslung im Arrangement. Der Chorus geht durch ein Stringpad so richtig auf, im letzten Teil kommt auch noch ein Layer mehrerer Omnisphere-, Absynth- und Nexus-Instanzen dazu. MASTER: Die Summe wird wieder vom (UAD) Shadow Hills Mastering Kompressor mit ca. 1 bis 2 dB Gain-Reduction verdichtet. Es folgt der Brainworx bx2 Mastering EQ mit einem Low-Cut bei 21 Hz und einer Stereoverbreiterung auf 126 %. Der (UAD) Precision Maximizer schließt die Kette als Limiter ab, Mix und Shape stehen hierbei auf jeweils 64 %. Viel Spaß beim Experimentieren!
Weiter Folgen aus der Reihe De/constructed findest du hier!
Verwendete Plugins:
Doppelt knallt bässer. Der Bass besteht aus zwei Instrumenten — Bassgitarre plus Synthbass. Auch bei den Synthis ist Layern angesagt.
Vintage Compressor MK II von Steinberg
Bass-Kompression im 1176-Style mit dem Cubase-internen Vintage Compressor.
Spectrasonics Omnisphere
Der Synth im hinteren Teil des Patterns ist ein Layer mehrerer Synths wie z. B. dem Spectrasonics Omnisphere. Hier findest du ein Tutorial sowie weitere Infos zu Spectrasonics Omnisphere!
Auch wenn der HipHop-Anteil mit programmiertem Beat, Pattern-Arbeitsweise und Sprechgesang überwiegt, sind Bilderbuch dennoch eine klassische Band mit Schlagzeug, Bass und Gitarren, die auch hier die Basis für den Track legen.
Nicky Romero Kick-Plugin
Das Nicky Romero Kick-Plugin bietet neben dem präzisen Tuning der Kick auch ein justierbares Release, ähnlich dem Decay-Regler bei der Original TR-808. Für unser Pattern kommen zwei Instanzen mit unterschiedlichen »Length«-Werten zum Einsatz. Ihr wollt mehr über das Sidechain-Kompression Plugin erfahren? Dann schaut doch mal hier.
Steinberg Envelope Shaper
Nicht zu zögerlich: Manchmal erfordert es eben auch heftige Anhebungen für einen Attackreichen Sound — hier mit dem Steinberg Envelope Shaper auf den Claps.
Magneto II
In jedem Audiokanal im Cubase-Mixer bereits fest integriert: eine Sättigungsstufe, hier vom Typ Magneto II auf dem Drum-Bus.
REVelation Hall aus Cubase
Der REVelation Hall aus Cubase liefert eine kleine Ambience mit deutlich wahrnehmbaren PreDelay, vornehmlich auf den Claps zu hören.
Um diesen De/constructed-Beitrag möglich zu machen, musste erst einmal das Grundsample des Tracks rekonstruiert werden. Um den grungigen Loop-Sound zu bekommen mussten wir richtig tricksen, denn die top-aktuellen Timestretch-Algorithmen klingen dafür viel zu gut. Diesen Cubase-Trick solltest du dir unbedingt auch im Tutorial-Video anschauen!
Der Steinberg Grungelizer
Der Steinberg Grungelizer ist selbst schon vintage, aber immer noch für knacksenden Vinyl-Sound gut.
Melda Production MVibrato
Das Melda Production MVibrato moduliert das Sample noch leicht, um das anschließende Timstretching extremer klingen zu lassen.
Hallo Florian,
im Moment gibt’s bei uns hinter den Kulissen eine größere Baustelle. Daher sind die De/constructed Daten derzeit nur für 2016 und 2017 verfügbar. Die älteren kommen aber auch wieder.
Lieben Gruß aus der IT in diesem Fall.
Hallo Thomas,
wir befinden uns derzeit in einer längeren Umstellung der Daten von einem Server zu einem anderen. Demnächst sind auch hier die Daten wieder erhältlich.
LG
Dirk
Hey, könntet ihr den Download Link aktualisieren? Danke im Vorraus!
Hallo Florian,
im Moment gibt’s bei uns hinter den Kulissen eine größere Baustelle. Daher sind die De/constructed Daten derzeit nur für 2016 und 2017 verfügbar. Die älteren kommen aber auch wieder.
Lieben Gruß aus der IT in diesem Fall.
Leider funktioniert der Download-Link zu den DAW Files nicht.
Hallo Thomas,
wir befinden uns derzeit in einer längeren Umstellung der Daten von einem Server zu einem anderen. Demnächst sind auch hier die Daten wieder erhältlich.
LG
Dirk
Hallo,
leider funktioniert der Download-Link auch 2021 noch nicht. Wäre super, wenn man die Files nochmal irgendwie bekommen könnte. Danke
Hallo Gerrit,
der Link ist folgender: https://www.soundandrecording.de/heftarchiv/2015-04/deconstructed-bilderbuch-om/