In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Unser Pattern orientiert sich diesmal an der Single Au Revoir vom Berliner Sänger Mark Forster, der nach Kooperationen mit Kurt Krömer und Sido nun solo durchstartet. Schau dir unseren Videoworkshop direkt hier an.
Mark Forster macht auf seinem zweiten Album Bauch und Kopf keine halben Sachen. Ähnlich dem musikalischen Konzept des französischen Sängers Woodkid entstand schon während der Schreibphase der Wunsch, mit einem Orchester zu arbeiten. Dementsprechend wurden die Stücke von Anfang an mit Orchester-Libraries programmiert, von Arrangeur Peter Hinterthür finalisiert und anschließend mit einem echten Symphonie-Orchester aufgenommen. Dazu kamen Schlagzeug-Recordings im Horus Studio in Hannover sowie eine abschließende Produktionsphase mit Ralf Christian Mayer (Clueso, Die Fantastischen Vier). Für die Umsetzung im Rechner kommen Toontrack Superior Drummer, Native Instruments Battery, die Session Strings Pro und die Orchestral Instruments aus Kontakt 5 sowie die East West Hollywood Strings zum Einsatz.
Drums: Au Revoir ist ein Popsong mit urbaner HipHop-Basis, die Drums sind eine Mischung aus echt gespielt und programmiert, aber immer mit klarem Loop-Charakter. Als Basis Soundquelle kommt in unserem Pattern das “N.Y.-Allaire”-Kit aus dem Superior Drummer zum Einsatz, das über Einzelausgänge weiterbearbeitet wird. Dopplungen aus Battery sowie eine Addon-Loop erweitern den Grundsound in Richtung HipHop/Pop. Dieses Feel wird auch z. B. durch den Oldschool-HipHop-Loop-Break in Takt 34 unterstützt, bei dem der einmal gestartete Loop mehrfach neu getriggert wird. Tambourine und einige Orchester-Percussion-Samples vervollständigen das Pattern. Die Drum-Gruppe wird über den “Stereo Combined Panner”-Modus in Cubase etwas mehr in die Monomitte gerückt (L60/R60), sodass das Orchester mehr Platz und Fokus bekommt.
Bass & Orchester
Bass: Der Bass spielt nur eine untergeordnete Rolle, denn den gesamten Frequenzbereich deckt auch das Orchester ab. Daher doppelt die Bass-Spur relativ unspektakulär rhythmisch die Grundtöne. Der Sound stammt aus Spectrasonics Trilian (“Chapman Stick Mute”). ORCHESTER: Jetzt kommt der heiße Part. Hier muss man sagen, dass auch im Jahr 2014 nichts über die Aufnahme eines echten Orchesters geht. Dennoch kann man auch mit kleinerem Besteck im Rechner akzeptable Ergebnisse erzielen. Für das Staccato-Pattern am Anfang kommt ein Layer aus den Kontakt Session Strings Pro (“Sections 2 and 4 Ensemble Prod”, Articulation Staccato) und den Kontakt Orchestral Instruments (“Violin Ensemble” und später zusätzlich “Cello Ensemble”, Articulation Staccato) zum Einsatz. Die großen, liegenden Streicherflächen sind wiederum eine Kombination aus East West Hollywood Strings, Session Strings Pro (legato) und Kontakt Kontrabass (“Double Bass Ensemble”). Diese Parts werden zudem ergänzt um Kontakt Holz- (“Flute”) und Blechbläser (“Brass Ensemble”, Sustain 3).
Leadsynth & Master
Leadsynth: Dieser erinnert ein wenig an Westcoast-Tracks der 90er-Jahre, verleiht dem Song aber doch eine aktuelle Note. Der Sound stammt aus dem Access Virus TI (“Fender RP”), lässt sich aber auch mit anderen subtraktiven Synths nachbauen. Basis ist eine abgefilterte Pulswelle mit einer abfallenden Lautstärkehüllkurve, ähnlich einer gedrückten Klaviertaste. Der Sound wird noch mit einer ganzen Batterie an Effekten nachbearbeitet, wie dem Cubase Envelope Shaper, der den Attack reduziert und den Sound etwas weicher macht, oder dem Steinberg Ampsimulator, dem Tape Echo aus dem NI Guitar Rig sowie einem modulierten Delay aus der Steinberg Mod Machine (“Analog Sequence”), die zusammen dem Synth eine individuelle Note verleihen, so als hätte der Sound einige klassische Bodentreter durchwandert.
Master: Im Masterkanal verdichtet der Waves SSL Buss Compressor mit einer Ratio von 4:1 und einer Gain-Reduction von ca. 4 dB die Summe (Attack: 10 ms, Release: Auto), gefolgt vom Mäag EQ4, der minimal Bass und Höhen anhebt, sowie dem Brainworx bx1 Mastering EQ, der bei rund 250 Hz um 1,7 dB anhebt. Der UAD Precision Maximizer gibt am Ende der Kette noch 3 dB im Input hinzu, Shape- und Mix-Regler stehen auf 55 bzw. 71,5 %. Viel Spaß beim Experimentieren!
Weiter Folgen aus der Reihe De/constructed findest du hier!
Hi, auch hier funktioniert leider der Link zu den Dateien nicht mehr
Dank Dir, lieber Joe – habe den Link aktualisiert und wünsche viel Spaß!