Typische Aufnahmesituationen im Homestudio betreffen Gesang, Akustikgitarre und E-Gitarre. Aber auch hier kann man mit der geschickten Kombination von Mikrofonen verschiedene Aspekte eines Instruments einfangen. So hat man später im Mix die Möglichkeit, mehr Klangdimensionen aus einer Aufnahme herauszuholen.
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Tipps für die typischen Aufnahmesituationen
Gesang: Erst mal die Einsprechrichtung feststellen: Großmembranmikros arbeiten meist „side-addressed.“ Das heißt aber nicht, dass man sie von beiden Seiten verwenden könnte. Die Einsprechseite ist meist mit dem Herstellerlogo gekennzeichnet. Studiomikros sind für einen größeren Lippenabstand ausgelegt als Bühnenmikrofone; üblich sind 20 bis 30 cm. Ein Poppschirm kann helfen, den Sänger auf Abstand zu halten. Idealerweise sollte sich der Poppschirm in etwa auf halbem Weg zwischen Sänger und Mikrofon befinden.
Extrem wichtig für eine packende Performance ist angenehmes Monitoring. Nehmt euch Zeit für eine gute Kopfhörermischung. Ein Sänger kann nur so gut singen, wie er sich und das Playback hört. Auch die Psychologie ist wichtig: Kritik immer freundlich und konstruktiv äußern. Sätze wie „Das war scheiße!“ helfen niemandem. Stattdessen: „Das war schon ganz gut, aber an X und Y sollten wir noch arbeiten.“
Akustikgitarre: Für Akustikgitarre eignen sich Klein- und Großmembran-Kondensatormikros gleichermaßen. Kleinmembran-Aufnahmen lassen sich oft besser im Mix unterbringen, eine Großmembran eignet sich gut, wenn die Gitarre im Vordergrund steht. Einen ausgewogenen Klang erzielt man auf der Höhe des Hals/Korpus-Übergangs, etwa 30 cm vom Instrument entfernt. Erscheinen die Saitengeräusche störend, sollte man eine andere beliebte Position ausprobieren: das Mikrofon schräg von außen auf den Steg (bzw. etwas davor) ausgerichtet. Für (Pseudo-) Stereoaufnahmen kann man beide Mikrofonpositionen kombinieren. Neben Niere eignet sich auch Kugelcharakteristik ausgezeichnet für Akustikgitarre. Da Kugelmikrofone keinen Nahbesprechungseffekt haben, kann man sie etwas näher zum Instrument positionieren als Nieren.
E-Gitarre: Für die Abnahme von Gitarrenverstärkern sind Kondensatormikros weniger beliebt als dynamische Mikrofone. Etablierte Standards sind das Shure SM57 und das Sennheiser MD421 sowie Bändchenmikros wie das Royer R-121 und Beyerdynamic M160. Gitarrenlautsprecher haben ein komplexes Abstrahlverhalten. Einen ausgewogenen Klang erhält man auf halbem Weg zwischen Rand (Sicke) und Mitte (Konus) des Lautsprechers. Zum Rand wird der Klang weicher, zur Mitte hin schärfer. Der Mikrofonabstand bestimmt den Bassgehalt.
Das eher bassarme Shure SM57 kann man sehr nah zum Speaker positionieren, ein bassstarkes Bändchenmikrofon (für Gitarren tut’s auch ein günstiges China-Bändchen wie das Fame VRM-12 oder t.bone RM700) braucht mindestens 20 cm Abstand. Eine nahezu idiotensichere Alternative ist das Sennheiser e906 „Gitarrenbrikett“ (mit dem Klangschalter am besten in der untersten Position). Das kann man einfach am Kabel vor den Lautsprecher hängen. Achtung: Die Frontseite des Mikrofons muss natürlich zum Speaker zeigen!
Aufnahmeverfahren
Für Pop/Rock/Rap-Vocals verwendet man meist Großmembran-Kondensatormikrofone. Der Lippenabstand sollte 20 cm nicht unterschreiten. Für optimale Ergebnisse sollte der Poppschirm mindestens 10 cm vom Mikrofon entfernt und leicht angewinkelt sein.
Einen ausgewogenen Klang liefert die Positionierung etwa 30 cm vor dem 12. Bund der Gitarre. Sind dort die Saitengeräusche zu penetrant, bietet sich eine Position in der Nähe des Stegs an. Für einen breiten (Pseudo-)Stereoklang kann man beide Positionierungen kombinieren.
Eine gute Klangbalance erhält man auf halbem Weg zwischen Speaker-Rand und Speaker-Mitte. Der Mikrofonabstand bestimmt den Bassgehalt (Nahbesprechungseffekt!).
Für Stereoaufnahmen mit XY-Anordnung werden zwei Nierenmikrofone unmittelbar über – einander angeordnet. Der Mikrofonwinkel hängt von der Größe des Klangkörpers und der Aufnahmeentfernung ab. Üblich sind ca. 90 bis 120 Grad.
Mitte/Seite-Stereofonie (M/S) ist etwas komplizierter in der Handhabung. Das M-Mikrofon (meist Niere) ist direkt auf die Schallquelle ausgerichtet und geht gleichphasig auf den linken und rechten Stereokanal. Das S-Mikro hat Achtercharakteristik und ist um 90 Grad versetzt direkt über dem M-Mikro angeordnet. Sein Signal geht in Phase auf den linken Kanal und gegenphasig auf den rechten. Erst durch diese Matrizierung entsteht das gewohnte Stereobild. Ein großer Vorteil von MS-Stereofonie ist die hohe Mono-Kompatibilität, denn beim Summieren von linkem und rechtem Kanal verschwindet das Seitensignal vollständig.
Für Stereoaufnahmen mit AB-Anordnung benutzt man gerne Mikrofone mit Kugelcharakteristik. Der Abstand der Mikrofone zueinander (Basisbreite) hängt vom Aufnahmeabstand und der Größe des Klangkörpers ab. Für eine Akustikgitarre genügt Klein-AB mit 20 — 30 cm, während für große Ensembles oft eine Basisbreite von über einem Meter gewählt wird.
Die Blumlein-Stereoanordnung ähnelt XY-Stereofonie, jedoch verwendet man statt Nierenmikros zwei über Kreuz angeordnete Mikrofone mit Achtercharakteristik (hier Beyerdynamic M130-Bändchen).
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