°In einer neuen Runde unseres Klangvergleichs beschäftigen wir uns mit den Klangunterschieden von Mikrofonen, die für die Abnahme des E-Gitarrenverstärkers Verwendung finden. In der Aufnahmesession stand uns eine Batterie von 51 Modellen zur Verfügung, die von den dynamischen Klassikern über moderne Bändchen- bis hin zu Kondensatormikrofonen reichte. In diesem Artikel geht es nun um den Vergleich der Klangbeispiele anhand der Vielzahl der Audiobeispiele, also Abhöre aufgedreht und los!
Anzeige
Intro
Um eine Aufnahmesituation für den Vergleich verschiedener Mikrofone zu schaffen, musste diesmal ein anderer Aufbau als bei den vorangegangenen Klangvergleich-Sessions erfolgen. Da schon kleinste Abweichungen in der Positionierung direkt vor dem Gitarrenverstärker zu unterschiedlichen Klangergebnissen führen, war es keine Option mehrere Mikrofone nebeneinander zu positionieren und aufzuzeichnen. Damit zudem keine Unterschiede in der Spielweise des Gitarristen zu Abweichungen im Klang führt, wurde auf voraufgenommene DI-Signale zurückgegriffen. Diese wurden mithilfe einer Reamping-Box sowohl durch einen eher clean eingestellten Vox Gitarrenverstärker als auch durch einen verzerrten 50-Watt Marshall geschickt.
Die dynamischen Mikrofone wurden jeweils direkt vor der Bespannung des Verstärkers positioniert, während die Bändchen- und Kondensatormikrofone einen Sicherheitsabstand von 15cm erhielten. Die teilweise vorhandenen Einstellmöglichkeiten der Mikrofone wurden in neutraler Stellung belassen, da die zusätzlichen Optionen den Rahmen der Session deutlich gesprengt hätten.
Die Aufnahmesession fand im Gotteswegstudio A in Köln statt, wo die Mikrofonsignale über einen Millennia HV-3R Mikrofonvorverstärker verstärkt und auf dem dort befindlichen Pro Tools HD System aufgezeichnet wurden. Für eine detaillierte Beschreibung der Session sowie weitere Informationen verweise ich auf den Artikel „E-Gitarren-Recording“ in der Ausgabe 04/2017 von Sound & Recording. Weitere Informationen und Klangbeispiele sind zudem online auf Sound-and-Recording.de zu finden.
Cleaner Sound aus dem Vox AC10
Im ersten Klangvergleich wurde ein Vox AC10 Vollröhren-Comboverstärker mit 10“ Lautsprecher verwendet, der ein gesättigtes Signal mit einer ordentlichen Portion Federhall produziert. Der Klang wäre eher als „clean“ zu beschreiben, wobei die Sättigung teilweise in einen „angecrunchten“ Sound umschlägt. Als Gitarre kam eine Epiphone Casino Halbakustik zum Einsatz.
Dynamische Mikrofone – Vox AC10
Bändchenmikrofone – Vox AC10
Kondensatormikrofone – Vox AC10
Overdrive vom Marshall Code 50
Für den verzerrten Sound kam ein Marshall Code 50 Modeling Comboverstärker mit 12“ Lautsprecher zum Einsatz, das Gitarrensignal entstammt einer Gibson Les Paul. Der Verstärker war im Aufnahmeraum ordentlich aufgedreht, was einigen empfindlicheren Kondensator- und Bändchenmikrofone zum Verhängnis wurde, weshalb es diese nicht in den „verzerrten“ Klangvergleich geschafft haben.
Dynamische Mikrofone – Marshall Code 50
Bändchenmikrofone – Marshall Code 50
Kondensatormikrofone – Marshall Code 50
Audio Technica AE3000
Die Top-5 der Session
Bei der Aufnahme der Klangbeispiele sind uns während der Session die folgenden fünf Mikrofone besonders aufgefallen:
Bild: Ingo Hermes
Bild: Ingo Hermes
Bild: Ingo Hermes
Bild: Ingo Hermes
Bild: Ingo Hermes
Outro
Der Klangvergleich zeigt die deutlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Mikrofontypen und –Modellen auf. Während die dynamischen Mikrofone aufgrund der Mittenwiedergabe meist sehr durchsetzungsfähig und teilweise sogar etwas zu schrill wirken, besitzen die Kondensatormikrofone einen gradlinigeren Klang mit erweiterter Höhenwiedergabe. Die Bändchenmikrofone übertragen den Bass- und Mittenbereich sehr detailliert, weisen allerdings einen deutlichen Höhenabfall auf. Vor dem verzerrten Gitarrenverstärker ist die eingeschränkte Höhenwiedergabe jedoch sehr angenehm.
Die Vergleichssession hat zudem gezeigt, dass es auch einige Ausnahmen vom erwarteten Klangbild eines Mikrofons gibt. Und hier sind wir auch genau bei dem eigentlichen Ziel unseres Klangvergleichs angelangt. Es geht um den ausführlichen Vergleich der Mikrofone an verschiedenen Signalquellen, um eine gewissen Hörerfahrung zu schaffen, die eine bessere Einordnung des jeweiligen Mikrofonklangs ermöglichen soll. Darüberhinaus ist es empfehlenswert seine Favoriten einmal selbst in den Händen zu halten und auszuprobieren. Je nach E-Gitarren Setup und Klangeinstellungen an der Quelle, werden dabei auch weitere Unterschiede zu Tage treten.
Wer sich also genauer mit der Aufnahme von E-Gitarren und der Vielzahl an Mikrofonen auseinandersetzen möchte, der hat bei unserem nächsten Workshop die Gelegenheit dazu. Der E-Gitarren Recording Workshop mit Hans-Martin Buff und Ingo Powitzer findet am 10.05.2017 im Frankfurter Abbey Road Institute statt. Dort werden wir verschiedene Aufnahmesetups ausprobieren und die essentiellen Handgriffe bei der Positionierung der Mikrofone genauer erläutern. Zudem ist viel Zeit, um mit Hans-Martin, Ingo und mir über die Klangwelt der E-Gitarrenaufnahme zu philosophieren.
Hallo.
Ich habe eine Anmerkung zum Klangbeispiel des AE3000 (Vox).
Dieses Mikrofon benutze ich seit vielen Jahren an den Gitarrenboxen. Der hier hörbare, sehr dumpfe Sound passt nicht zu meiner Erfahrung.
Am Klangbeispiel vor dem Mashall zeigt das Mikro dagegen keinen dumpfen Klang.
Das lässt mich vermuten, dass es bei der Aufnahme möglicherweise aus Versehen falsch herum positioniert war.
Kann ja mal passieren… es wäre nett, wenn Ihr dieses Klangbeispiel nochmal überprüfen könntet. Denn sonst entsteht der Eindruck, das Mikro wäre für Gitarrenabnahme unbrauchbar.
Dankeschön, ein überzeugter Nutzer. 😉
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für deine Nachfrage und konstruktive Kritik. Hier nun unsere sehr verspätete Antwort – manchmal kommt einfach eins zum anderen.
Die online gestellte Audiodatei ist tatsächlich korrekt und wurde mit dem Audio-Technica AE3000 aufgenommen. Grundsätzlich stimme ich (Stephan Lembke, Autor und Tontechniker der den Vergleich durchführte) der Aussage total zu, dass das Mikrofon eigentlich insgesamt eher offen bzw. präsenter klingt (verglichen mit den meisten dynamischen Vertretern) und der Eindruck am Vox daher verwirrt. Dies kommt daher, dass das Vox-Beispiel ohnehin wenig Höhen aufweist, dafür aber ordentlich viele Tiefmitten mitbringt. Das AE3000 rückt die Mitten stärker in den Vordergrund, da es neben dem offenen Klang auch ein „voll“ klingendes Mikrofon ist. Die Gleichmäßigkeit im oberen Bereich des Frequenzgangs ist da einfach zu „neutral“, weshalb es eher dumpf wirkt. Bei diesem Sound müsste für eine Gitarren-Aufnahme mit dem AE3000 eine Umpositionierung erfolgen. Das AE2300 ist im Vergleich zum AE3000 deutlich präsenter, was an dem weniger „neutralen“ Frequenzgang liegt, zudem ist es im Tiefmitten-Bereich etwas „schwacher“ auf der Brust.
Oben im Test haben wir außerdem vier weitere Soundbeispiele zum AE3000 eingepflegt, die in der puren Flut an angefallenen Sound-Files schlicht hinten runter gefallen sind.
Hallo, könnt ihr aus dem Thema inkl. Klangbeispiele bitte eine CD inkl. Begleitheft machen. Man benötigt so was in höherer Audioqualität inkl. Randinformationen um sich besser damit zu beschäftigen. Gruß
Hallo.
Ich habe eine Anmerkung zum Klangbeispiel des AE3000 (Vox).
Dieses Mikrofon benutze ich seit vielen Jahren an den Gitarrenboxen. Der hier hörbare, sehr dumpfe Sound passt nicht zu meiner Erfahrung.
Am Klangbeispiel vor dem Mashall zeigt das Mikro dagegen keinen dumpfen Klang.
Das lässt mich vermuten, dass es bei der Aufnahme möglicherweise aus Versehen falsch herum positioniert war.
Kann ja mal passieren… es wäre nett, wenn Ihr dieses Klangbeispiel nochmal überprüfen könntet. Denn sonst entsteht der Eindruck, das Mikro wäre für Gitarrenabnahme unbrauchbar.
Dankeschön, ein überzeugter Nutzer. 😉
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für deine Nachfrage und konstruktive Kritik. Hier nun unsere sehr verspätete Antwort – manchmal kommt einfach eins zum anderen.
Die online gestellte Audiodatei ist tatsächlich korrekt und wurde mit dem Audio-Technica AE3000 aufgenommen. Grundsätzlich stimme ich (Stephan Lembke, Autor und Tontechniker der den Vergleich durchführte) der Aussage total zu, dass das Mikrofon eigentlich insgesamt eher offen bzw. präsenter klingt (verglichen mit den meisten dynamischen Vertretern) und der Eindruck am Vox daher verwirrt. Dies kommt daher, dass das Vox-Beispiel ohnehin wenig Höhen aufweist, dafür aber ordentlich viele Tiefmitten mitbringt. Das AE3000 rückt die Mitten stärker in den Vordergrund, da es neben dem offenen Klang auch ein „voll“ klingendes Mikrofon ist. Die Gleichmäßigkeit im oberen Bereich des Frequenzgangs ist da einfach zu „neutral“, weshalb es eher dumpf wirkt. Bei diesem Sound müsste für eine Gitarren-Aufnahme mit dem AE3000 eine Umpositionierung erfolgen. Das AE2300 ist im Vergleich zum AE3000 deutlich präsenter, was an dem weniger „neutralen“ Frequenzgang liegt, zudem ist es im Tiefmitten-Bereich etwas „schwacher“ auf der Brust.
Oben im Test haben wir außerdem vier weitere Soundbeispiele zum AE3000 eingepflegt, die in der puren Flut an angefallenen Sound-Files schlicht hinten runter gefallen sind.
Hallo, könnt ihr aus dem Thema inkl. Klangbeispiele bitte eine CD inkl. Begleitheft machen. Man benötigt so was in höherer Audioqualität inkl. Randinformationen um sich besser damit zu beschäftigen. Gruß
Gute Idee !