UAD Tutorial

Mixing-Tutorial: Fix My Mix − Progressive Metal mischen!

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Songs aus dem Genre Metal sind dafür bekannt, dass sie sehr aggressiv, punchy, aber zum Teil auch sehr künstlich bzw. stark bearbeitet klingen. Denn um sich gegen die verzerrten und damit sehr dichten Gitarren durchzusetzen, muss das Schlagzeug oft auch sehr aggressiv bzw. punchy klingen. Leider ist es nicht immer einfach, alle Instrumente von der Energie her auf dieses Niveau zu bekommen. Besonders für das Schlagzeug wird es sehr schwierig, wenn man keine programmierten Samples benutzt. Um solch einen Fall geht es auch in dieser Folge. Es gelingt zwar, eine sehr schöne Stimmung mit dem alten Mix zu erzeugen, jedoch fehlen ihm ein wenig die Aggressivität und der Biss, den man hier erwarten würde.

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Für diese Folge hat uns die Band Shadowpainter ihren Song Thymoeides eingeschickt. Diese Nummer ist schon ein paar Jahre alt, und die Aufnahme wurde damals in einer besonderen Location gemacht, wo es viel mehr um das Erlebnis ging als den perfekten Studiosound zu bekommen. Der alte Mix hat eine schöne düstere Atmosphäre. Doch leider klingt er etwas angestaubt und nicht so richtig durchsichtig und punchy. Auch der Gesang steht eher hinter den anderen Instrumenten und ist leider nicht immer gut zu verstehen. Dazu hört man deutlich einen Raum um den Gesang, wodurch er sich auch klanglich von den anderen Instrumenten unterscheidet.

Da mir der alte Mix aus musikalischer Sicht sehr gut gefallen hat, wollte ich erst einmal die gleichen Lautstärkeverhältnisse herstellen, bevor ich auf die einzelnen Probleme eingehe. Hierbei wurde jedoch auch schon sehr deutlich, welche Probleme der alte Mix hatte. Sobald ich ähnliche Verhältnisse (bis auf die etwas lautere Kick und Snare) eingestellt hatte, flogen mir bereits die Becken bei den Drums um die Ohren. Das Problem war, dass auf den einzelnen Schlagzeugspuren so viel Übersprechen war, dass es fast unmöglich war, diese Spuren stärker zu bearbeiten, ohne alles andere total zu verbiegen. Ich nehme an, dass das auch der Grund dafür war, warum Kick und Snare im alten Mix so leise bzw. verhalten waren.

Mixer
Der Chandler Limited Zener Limiter wurde für die Kompression auf dem Kick/Snare-Parallel-Bus benutzt. Der ENGL E646 VS gab dem Gesang eine ganz bestimmte Klangfarbe und Aggressivität. Mithilfe des Little Labs VOG erhielten Bass und Kick etwas mehr Sub-Bass, und mit dem Thermionic Culture Vulture wurden die Signale der meisten Instrumente angezerrt.

Generell muss Übersprechen nicht immer ein Problem sein. In bestimmten Genres lebt der Schlagzeugsound sogar besonders vom Übersprechen. Aber in härteren Musikrichtungen will man bei der Aufnahme oft etwas mehr Trennung erreichen, damit die Einzelspuren im Mix stärker bearbeitet werden können, um Punch und Druck zu bekommen. Um das Übersprechen etwas mehr in den Griff zu bekommen, habe ich auf sehr vielen Spuren zuerst mit einem Gate gearbeitet, bevor ich einen EQ und evtl. einen Kompressor eingesetzt habe. Auf den meisten Drum-Spuren habe ich dafür den UAD SSL 4000 E Channelstrip verwendet. Ein Channelstrip hat den Vorteil, dass man nur ein Plug-in öffnen muss, um ein Gate, einen EQ und einen Kompressor zu bekommen. Außerdem bekommt man mit dem SSL EQ auch relativ schnell einen guten Punch auf die Drums.

Leider war die Snare mit dem Gate nicht so richtig in den Griff zu bekommen, da Hi-Hat und Becken fast lauter als die Snare-Schläge selbst waren. Und so entschied ich mich letztendlich, ein Sample unter die Snare zu legen, nachdem selbst das Freischneiden der einzelnen Schläge nicht funktioniert hatte. Dabei war ich mir aber noch nicht ganz sicher, welches Sample bzw. in welchem Zusammenhang ich es benutzen wollen würde. Und um mir alle Optionen offen zu halten, habe ich in diesem Fall Superior Drummer 3 von Toontrack verwendet, denn dieser besitzt auch eine gute Trigger-Funktion, und man hat den Vorteil, dass man jederzeit auf das Sample bzw. Instrument zugreifen und Veränderungen vornehmen kann. Außerdem habe ich einige der Drum-Spuren zusätzlich mit dem UAD Thermionic Culture Vulture angezerrt. Dadurch bekommt man entweder einen sehr aggressiven Drum-Sound oder eine bestimmte Klangfarbe, die man nach Geschmack beimischen kann.

Shadowpainter
www.shadowpainter.net

Dasselbe Plug-in habe ich auch bei Bass und Gesang benutzt, um dem aufgenommenen Audiosignal etwas mehr Charakter und Aggressivität zu verleihen. Bei solcher Musik sind die verzerrten Gitarren oft die Messlatte für Aggressivität und Energie. Diese werden aber schon verzerrt aufgenommen, im Gegensatz zu den meisten anderen Instrumenten, die oft erst im Mix in die gleiche Richtung bearbeitet werden können.

Zusätzlich wurde der Gesang aber noch viel stärker angezerrt. Nachdem ich ihn leicht mit einem EQ und Kompressor bearbeitet hatte, wurde er noch auf einen Bus mit dem UAD ENGL E646 VS Gitarren Amp geschickt. Dieser war so eingestellt, dass er sehr stark übersteuert, und dieser Effekt wurde unter den eigentlichen Gesang gemischt. Das gab dem Sänger nicht nur eine interessante Klangfarbe, sondern glich auch die Dynamik aus − so ähnlich wie ein Kompressor. Und weil dieser Effekt nur parallel beigemischt wurde, konnte man den Sänger immer noch sehr gut verstehen. Außerdem war auf der eigentlichen Gesangsaufnahme der Raum zu hören, in dem der Sänger stand. Durch diese starke Zerrung rückte der Gesang nun auch weiter nach vorne, und man nahm diesen Raum nicht mehr so stark wahr wie in dem alten Mix.

Generell wurden sehr viele Instrumente bei diesem Mix leicht oder sogar sehr stark angezerrt. Das war aber eher eine kreative Entscheidung. Und es hatte den technischen Vorteil, dass ich dann auch nicht mehr so viel komprimieren musste.

Außerdem habt Ihr immer noch die Möglichkeit, dass euer Song in einem der nächsten Videos gemischt und vorgestellt wird. Schickt uns dazu einfach euren alten Mix an redaktion@soundandrecording.de.

 

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