Basiswissen Audiotechnik

Mixing Tutorial – LUFS VS. RMS

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Audio-Sequenzer bieten einen riesigen Funktionsumfang und — im besten Fall — einen intuitiven Workflow. Schließlich will man sich nicht in kleine Engineering-Details verstricken, sondern schnell zum Ziel kommen: einen Song aufnehmen, mischen, mastern — und ab damit in die Soundcloud. Dennoch stößt man dabei immer wieder auf Kleinigkeiten, die man mit ein bisschen Grundlagenwissen souverän meistern kann. Unsere neue Praxisreihe liefert die richtigen Einsteiger-Tipps.

LUFS VS. RMS

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Wer kennt das nicht? Man sitzt an einer Musikmischung und hat ein paar Songs als Referenz in das Projekt geladen. Um diese nicht durch eine etwaige Summenbearbeitung zu schicken, werden die Referenzen über einen eigenen Bus ausgegeben. Da es sich wahrscheinlich um bereits gemasterte Tracks handelt, sollte man derenn Pegel reduzieren, um sie bei gleicher Lautheit abzuhören.

Doch wie lässt sich dieser wichtige Faktor beurteilen, mal vom eigenen Gehör abgesehen? Die meisten DAWs sind von Haus aus mit einem Peak-Meter ausgestattet − sowohl auf den einzelnen Kanalzügen als auch auf der Stereosumme. Diese Form der Anzeige eignet sich zwar bestens, um gefährliche Übersteuerungen bzw. ein »Clipping« zuverlässig aufzuspüren, jedoch überhaupt nicht, um zu beurteilen, wie »laut« eine Produktion letztendlich erscheint. Für einen Vergleich zweier Produktionen wird deshalb häufig eine RMS-Anzeige verwendet. Der RMS-Pegel wird innerhalb eines größeren Zeitfensters, von beispielsweise 300 Millisekunden, gemessen.

Dadurch fallen die lauten, aber kurzen Pegelspitzen weniger ins Gewicht, und der Wert kann die Lautheit relativ gut darstellen. Weisen mehrere Tracks den exakt gleichen RMS-Pegel auf, heißt das aber noch lange nicht, dass sie auch gleich laut wirken. Das hat u. a. mit der Ausprägung der Transienten, dem Gehalt der Obertöne bzw. der Verzerrung und ganz besonders mit der allgemeinen Frequenzverteilung zu tun. Wirft man einen Blick auf die sogenannten »Kurven gleicher Lautstärke«, von Fletcher und Munson bereits im Jahre 1933 vorgestellt, erkennt man, dass das menschliche Gehör bei knapp 3 kHz die größte Empfindlichkeit besitzt. Ein saftiger Bassbereich macht sich zwar auch auf dem RMS- und Peak-Meter deutlich bemerkbar, stiehlt der Lautheit aber letztendlich wertvolle Energie.

Beste Voraussetzungen für einen fairen Vergleich: Richtig eingesetzt, kann »EBU R128« auch bei Musikmischungen einen sehr guten Eindruck der Lautheit vermitteln. Die Referenz (links) zeigt aufgrund des absichtlich heruntergezogenen Lautstärke-Faders einen knapp 5 dB niedrigeren Peak-Pegel an als der aktuelle Mix (rechts). Die beiden RMS-Pegel unterscheiden sich um ein etwa ein Dezibel, während »Short Term« und »Integrated« zueinander identisch sind.

Die Aussage »the midrange makes or breaks the mix« wird zweifellos immer wieder bekräftigt. Wie also soll man einen fairen Vergleich anstellen? Hier kann ein noch relativ junges Verfahren, dass inzwischen besonders im Bereich Broadcast, Werbung oder Film an großer Bedeutung gewonnen hat, Abhilfe schaffen: »EBU R-128«. Bei dieser Technik werden die Faktoren Zeit und Frequenz mit in die Pegelmessung einbezogen.

Diverse Hersteller bieten kostenlose Plugins zum Download an, und Steinberg hat diese Technik sogar fest im »Control Room« von Cubase/Nuendo integriert. Das Meter misst in sogenannten »Loudness Units«, kurz »LU«, bzw. »LUFS«, was für»Loudness Units relative to Full Scale« (also: »LautheitsEinheiten relativ zu digitalem Vollpegel«) steht. Zum Referenzieren von mehreren Musikproduktionen ist in erster Linie der Wert »LUFS« interessant, welcher in drei unterschiedlichen Formaten dargestellt wird.

»Momentary Max.« zeigt die maximale momentane Lautheit mit einem Zeitfenster von 400 ms an. »Short-Term« hingegen spiegelt die kurzzeitig gemittelte Lautheit (3 Sekunden) wider. Die ermittelte Durchschnittslautheit ist unter »Integrated« abzulesen. Hier wird die Lautheit ab dem Starten der Wiedergabe gemessen, sodass sich der Wert mit zunehmender Abspieldauer immer mehr einpendelt. Schon nach ein paar Testdurchläufen bekommt man einen sehr guten Eindruck, wie sich diese drei LUFS-Werte verhalten, und mit etwas Übung wird exaktes Pegeln von Referenz-Tracks zum Kinderspiel.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Danke! Sehr interessant und praxisbezogen hilfreich.

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