In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Nachdem mit Prince ein weiterer großer Künstler innerhalb von nur kurzer Zeit von uns gegangen ist, widmen wir uns in dieser De/constructed-Folge seinem musikalischen Schaffen und haben ein Pattern erstellt, das Prince-typische Elemente miteinander verbindet.
Style-Analyse & Drums
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Prince galt zu Lebzeiten sowohl als Exzen – triker wie auch als musikalisches Universalgenie. Als Komponist, Multiinstrumentalist, Arrangeur, Produzent und Interpret in Personalunion produzierte er seine Songs selbst im eigenen, riesigen »Paisley Park«-Studiokomplex und spielte dabei auch größtenteils sämtliche Instrumente im Alleingang ein. Die Musik von Prince ist gekennzeichnet durch die Kombination aus souligem Gesang, funky Gitarren, häufig programmierten Drumbeats und drahtigen Synthsequenzen sowie klaren, übersichtlichen Arrangements. Der daraus resultierende Gesamtsound ist sehr individuell, einzigartig und zeitlos. Für die Umsetzung im heimischen Rechner kommen Native Instruments Battery 4, Arturia Spark als LinnDrum-Ersatz, weitere Arturia-Emulationen klassischer Synthesizer sowie Gitarrensamples und Vintage-Chorusund -Flanger-Effekte zum Einsatz.
Drums: Prince war einer der ersten Nutzer der legendären LinnDrum, die den PopmusikSound der 80er-Jahre prägte wie kein anderer Drumcomputer. In unserem Beispiel haben wir einige für Prince und die Zeit charakteristische Samples in Battery versammelt, die z. T. mit typischen Gated-Reverbs oder leichtem Flanger versehen sind. Auch die Arturia Spark Drummachine macht mit sehr gut klingenden und stimmbaren LinnDrum-Kits eine gute Figur, außerdem besitzt sie die klassische Lauflicht-Beatprogrammierung. Die DrumSumme durchläuft das Waves Kramer TapePlug-in für einen satteren Sound, und zwei Instanzen des Studioklassikers MXR Flanger/ Doubler verpassen ihr außerdem eine typische 80er-Färbung mit leichter Ambience und partiellem Flanger-Effekt.
Bass, Synths & Gitarren
Die Bassparts bestreiten in unserem Pattern die beiden Arturia-Synths Modular V und Mini V als ostinate, in sich modulierende Sequenz. Einzelne kurze Filtersweeps und Akzente lockern das starre Korsett etwas auf. Darüber spielt ein Layer aus dem Arturia Analog Lab und den N.I. Kontakt Retro Machines akzentuierte Chord-Motive. Die Synth – batterie wird aber noch erweitert, indem immer mal wieder hier und da kurz kleine Licks und Hits aufblitzen, die mit Quarten oder Cluster-Akkorden sogar etwas in Richtung Fusion gehen, aber ebenso zu Princes Soundkosmos passen wie der 80s-LeadSound, der mit einem Original Roland Juno- 106 erzeugt wurde. Seine Modulation entsteht dabei durch den LFO, der mit dem Roland-typischen Modulationshebel getriggert wird. Gitarren und Bass dürfen natürlich auch nicht fehlen, in unserem Beispiel kommen hierfür allerdings einfach einige funky SampleLicks sowie der Kontakt Scarbee Funk Guitarist zum Einsatz.
Arrangement & Master
Obwohl recht viele Instrumente und Soundstacks zum Einsatz kommen, klingt das Arrangement luftig und klar, was einerseits an den kurzen Räumen sowie dem ansonsten trockenen, sehr direkten Sound liegt, andererseits aber auch daran, dass nicht ständig alle Elemente gleichzeitig spielen, sondern jedes Lick genau platziert ist und so Raum für andere Instrumente lässt. Da es sich bei unserem Pattern um eine Mischung aus Prince-typischen Versatzstücken handelt, könnte man diese auch in einer Art Medley zusammenstellen und erweitern.
Master: Die Summe wird mit dem Waves SSL Buss Compressor verdichtet (ca. 2−4 dB Gain-Reduction), und der nachgeschaltete WavesSummierer NLS Buss in der »Mike«-Stellung sorgt für weitere »analoge« Preamp-Färbung (Drive auf ca. 3,1). Der UAD Maximizer schließt als Limiter die Kette ab, Mix und Shape bleiben dabei jedoch beide auf 0 %. Viel Spaß beim Experimentieren!