Das Schlagzeug »klingt« nicht? Oft folgt der reflexhafte Griff zu Gaffa, der Schlagzeuger reicht die Verantwortung an den Tontechniker weiter. Muss nicht sein, findet zumindest Schlagzeug-Spezialist Udo Masshoff, der für mehr Bewusstsein rund ums Schlagzeug wirbt. Ein Blick auf den »Problemherd« Drums: Wie man sich dem Thema Stimmen nähern kann, was es bei Fellen zu beachten gilt und welche Trommelgrößen für welche Soundvorstellungen empfehlenswert sind.
Viele Schlagzeuger hätten kein Bewusstsein für das Thema, erzählt Udo Masshoff. »Der Schlagzeuger oder die Band hält dir eine »Queens Of The Stone Age«-Platte hin und verlangt, dass das Ergebnis so klingt!« Die Verantwortung werde an den Tontechniker abgegeben. »Wenn ein Set gestimmt ist, kann ich ein Overhead und ein Bassdrum-Mikro hinstellen, und der Sound funktioniert.« Alles andere diene nur zum Ausgleich. Masshoff war Schlagzeuger der deutschen Band Readymade, später Tour-Schlagzeuger bei Tito & Tarantula oder Nena. Er hat lange im Schlagzeug- Einzelhandel gearbeitet und begann Ende der 1990er-Jahre unter seinem Namen Trommeln zu bauen. Zu seinen Kunden zählen mittlerweile Charlie Watts, die Band Travis sowie Stooges-Schlagzeuger Toby Dammit.
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In Workshops und auf einer eigenen DVD (»The Drum Tuning Revolution«, 30,− Euro) missioniert er zum Thema Stimmtechnik. »Wenn ein Soundcheck im Studio länger als 20 Minuten dauert, besteht normalerweise ein anderes Problem.« Masshoff hat sich sein Programm über die Jahre erarbeitet. Sein Kernthema: »Abkleben, Handtücher und andere Techniken sind Stilmittel. Das Problem ist, dass die meisten Leute keine Alternative haben, weil sie nur so arbeiten können.« Warum der reflexhafte Griff zur »Tonvermeidung « als Problemlöser nicht nur für den Klang problematisch ist? »Als Schlagzeuger begrenze ich meine Technik und mein Spiel durch Bedämpfen der Trommeln, weil ich keine Rolls und Figuren mehr präzise spielen kann«, meint Masshoff. Schlagzeuger Jürgen Spiegel vom Tingvall Trio formulierte das kürzlich noch drastischer: Wenn etwas tot bedämpft sei, »… kann man keinen Groove erzeugen, weil nichts schwingt.«
Die Problematik: Im Gegensatz zu einer Gitarre herrschen beim Schlagzeug keine »absoluten« Richtlinien. Das Zusammenspiel aus Schlag- und Resonanzfell schafft Verwirrung, dazu kommt die Anregung der Trommeln untereinander. Alles eine Frage der Stimmung, meint Masshoff, die entsprechenden Resonanzen zu verhindern, statt die Trommeln abzukleben. Seine Mission: Verloren geglaubtes Wissen zum Thema Stimmen näherbringen. »Die einzigen Schlagzeuger, die stimmen konnten, waren Jazz-Drummer, weil die immer schon tonal gespielt haben. Alle Drummer, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren gelernt haben, sind meist von Jazz-Drummern ausgebildet worden.« Er verweist auf Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts, der seine Wurzeln ebenfalls im Jazz hat.
Stimmen für Dummies?
Die klassische Methode: Die Stimmschraube wird am Schlagfell auf eine Tonhöhe gestimmt, anschließend versucht der Schlagzeuger die weiteren Stimmschrauben möglichst auf die gleiche Tonhöhe zu stimmen. Das Problem: Je nach Trommel und Anspielposition kann sich das Vorhaben zur Odyssee entwickeln. Dazu kommt, dass die frei gewählte Tonhöhe nichts darüber aussagt, wie der Ton im Verhältnis zu den restlichen Trommeln und im Kontext der Musik funktioniert. Hier ist Erfahrung und Gefühl gefragt, kein kurzfristiger Ansatz für »Fachfremde«.
Masshoff will Abhilfe schaffen, bekommt beide Felle einer Snare Drum in knapp 40 Sekunden gestimmt, erzählt er, so sein »Rekord«. Der Schlüssel ist die Physik, meint Masshoff. Das Resonanzfell werde meist außen vorgelassen. »Die Leute behandeln die Trommeln, als würde der Sound nur vom Schlagfell kommen. Klang kann nur entstehen, wenn beide Felle richtig zusammenwirken.« Auch wenn beim Schlagzeug richtige und falsche Stimmung weniger klar definiert ist: »Ich kann das Schlagzeug auf Tonhöhen stimmen.« Die Snare auf einen Grundton des Songs oder ein passendes Intervall gestimmt − das sei besser als halblebige Beliebigkeiten, erzählt er. Masshoff empfiehlt das Stimmgerät »Tune-Bot« von Overtone Labs, das die Tonhöhe misst. Andernfalls könne auch der Keyboarder die entsprechende Tonhöhe vorgeben. Stimmgeräte, die die Fellspannung messen, hält er für weniger zuverlässig.
Es geht aber auch ohne Stimmgerät. Toms und die Bassdrum stimmt er nach einer Zentriermethode: Mit fest eindrückendem Handballen schafft Masshoff gleichmäßigen Widerstand, den er an den Stimmschrauben optisch jeweils »faltenfrei« herausdreht. Über den Druck behält er die Tonhöhe sozusagen »in der Hand«, für jedes Tom. Beim Stimmen zieht er jeweils über Kreuz liegende Stimmschrauben an, damit das Fell zentriert bleibt und keine Neigung entwickelt.
Das Resonanzfell
Eigentlich, so Masshoff, existieren beim Resonantfell nur drei Varianten: Höher gestimmt als das Schlagfell, gleich oder tiefer gestimmt. Gleiche Stimmung sorgt für geraden, gleichmäßigen und langen Ausklang. Tiefer gestimmt geht die Tonhöhe nach dem Anschlag »in den Keller«, der Ausklang wird leicht verkürzt. Höhere Stimmung »hebt« den Ton direkt nach dem Attack und verkürzt den Ausklang stärker.
Snare
Die Snare ist neben der Bassdrum das zentrale Element beim Schlagzeug und meist auch im Mix präsent. »Beim Close-Miking sind Frequenzen zu hören, die auf 3, 4 Metern nicht hörbar sind.« Masshoff rät, beim Stimmen die Trommel auch an der Stelle mit dem Ohr »abzuhören«, wo das Mikrofon sie abnimmt, um das Ergebnis beurteilen zu können. Während die erwähnte »Faltentechnik« auch bei der Snare funktioniert, bevorzugt Masshoff am Schlagfell eine Technik, die über eine vordefinierte Grundspannung anwendet (bei jeder Stimmschraube 1,5 Umdrehungen), nachdem die Schraube schwergängig »greift«.
Tonhöhe und Tonlänge manipuliert er mit einzelnen Stimmschrauben, um einfach und schnell die verschiedenen Klangvarianten zu erreichen, von hoher bis tiefer Stimmung sowie mit offenem Ausklang bis zu totem »Disco«-Klang. Der Vorteil? »Man verliert nicht so viel Höhen wie durch eine Gaffa-Dämpfung, zudem hat der Drummer besseren ›Rebound‹ (Rückschwingung vom Fell beim Spielen; Anm.d.Aut.).« Durch die Technik verändert sich allerdings der Trommel- Ton. »Das geht etwas auf Kosten des Resonanztons − aber einen Tod muss man sterben.« Auch das Resonanzfell behandelt Masshoff bei der Snare anders, spannt es stark an, um möglichst viel Rückschwingung zu erzielen. Sein Konzept: »Mit dem Schlagfell den Ton machen, mit dem Resonanzfell die Teppichansprache. Das Resonanzfell hat nur ein Drittel der Dicke des Schlagfells, es greift weniger in den Ton ein.«
Bassdrum
Die Bassdrum stimmt Masshoff nach dem gleichen Prinzip wie die Toms. »Für die Bassdrum eignen sich vorgedämpfte Schlagfelle sehr gut, weil hier − gerade im Bereich Rock und Pop, im Gegensatz zu puristischem Jazz − ästhetisch das unbedämpfte Obertonverhalten oft nicht gewünscht wird.« Für die Dämpfung von Schlag- und/oder Resonanzfell empfiehlt er die »Simon-Phillips-Methode«: ein gerolltes und verklebtes Handtuch. Vorgerollte Handtücher sind im Schlagzeugzubehör erhältlich, alternativ auch »Bassdrum-Kissen«, die gegen das Fell drücken. Für eine stärkere Abdämpfung über das gesamte Fell dienen Filzstreifen, die beim Aufziehen unter das Fell geklemmt werden.
Abseits der Stimmung kann die Bassdrum allerdings auch mechanische Probleme hervorrufen, die bei der Abnahme zum Tragen kommen. Er zieht die Standfüße der Trommel leicht aus, um den vorderen Teil zu erhöhen: »Wenn die Bassdrum vorne auf dem Boden aufliegt, kann sie nicht optimal schwingen, das klaut Tiefbassanteile.« Falls metallische Resonanzen in der Bassdrum auftreten, empfiehlt er, den Kesselboden mit Stoff auszukleiden, um frühe Reflexionen im Trommelinnern zu schlucken. Ein unscheinbarer »Problemherd «: Der Verstärkungsring am Resonanzfell, der ein Luftauslassloch im Fell vor Verschleiß schützen soll. Wer das Bassdrum- Resonanzfell »auf Ton« stimmt, erntet mitunter für Mikrofone hörbares »Nachwabern« des Fells durch den Verstärkungsring.
Die folgenden Links geleiten dich auf unsere einzelnen Artikel inklusive Sound-Files, die bei dem Drum Recording Special entstanden sind:
Ein anderer Faktor für ausgewogene Sounds liegt naturgemäß beim Schlagzeuger selbst: »Es ist eine Kunst, leise zu spielen. Wenn ich einen breiten, fetten Balladen-Snare-Sound haben will, muss ich eigentlich leise spielen. Wenn man dann den Gain am Preamp hochdreht, entsteht eine breite Wellenform, statt − wie bei einem sehr lauten Schlag − nur ein kurzer, spitzer Peak.« Den bekomme man nicht fett klingend. Masshoff verweist auf den Schlagzeuger Earl Harvin und das Max-Herre- Album Hallo Welt!: »Earl hat bei Max Herre sehr leise gespielt. Dadurch entsteht ein sehr weicher, breiter Sound. Für Rock-Produktionen brauche ich natürlich einen gewissen »Impact«. Aber sobald man zu stark prügelt, hat man mehr Attack als Ton. Becken prügeln ist besonders im Studio eigentlich sinnlos.«
Drummer = Mischpult
Masshoff kommt darauf zurück, dass der Sound vor dem Mikrofon entsteht und Overhead plus Bassdrum-Mikro theoretisch ausreichen, um einen funktionierenden Sound einzufangen. Alles andere dient zum Ausgleich, neben den Lautstärkeverhältnissen auch den Bassanteilen von Snare oder Toms durch den Nahbesprechungseffekt einzufangen. »Als Schlagzeuger bin ich der Equalizer und das Mischpult meines Sets! Ich muss die Snare, Toms oder Becken an der Stelle so laut spielen, wie ich sie haben will!«
Dafür muss sich allerdings der Schlagzeuger vor der Aufnahme selbst mit der Thematik beschäftigen. Als kurzfristige Anweisung im Studio kann das in die Hose gehen: »Es bringt nichts − er hat nicht die nötige Routine und kann’s nicht direkt umsetzen. Man darf auch den Faktor Nervosität nie vergessen: Bei jungen Bands herrscht oft große Anspannung, gerade, wenn der Drummer schon den ganzen Tag mit dir um einen brauchbaren Sound kämpft. Die Band schaut auf die Uhr. Die haben selbst große Erwartungen an sich, an die Performance und den Sound. Davon muss man ihnen so viel wie möglich abnehmen.«
Wenn der Sound gut abgestimmt ist, müsse man im Mix weniger kämpfen, das spare Zeit. Die lokalen Vorlieben bei Schlagzeug- Sounds? »Amerikaner sind Drum-verliebt: Bei Born In The USA von Bruce Springsteen hört man Stimme, Kick und Snare. Die Becken sind verhältnismäßig leise.« Engländer haben das Schlagzeug mehr im Gesamtmix versteckt, erzählt er.
Mysterium Fell
Die Befellung der Trommeln? Grundsätzlich werden neben »klassisch« einlagigen Fellen auch Exemplare mit Vordämpfung angeboten sowie doppellagige Felle, die Klang und Ausschwingverhalten noch stärker dämpfen, für verkürzten Ausklang mit reduzierten Obertönen. Einlagige Felle liefern durch unbeschnittenes Obertonspektrum das größte Klangpotenzial, können bei schlechter Stimmung allerdings im Mix die gefürchteten Probleme unpassender oder auch zwischen den einzelnen Kesseln unterschiedlicher, nicht homogen wirkender »Klangfahnen« verursachen. Dennoch rät Masshoff grundsätzlich zu einlagigen, unbedämpften Fellen (als Standard gilt etwa die Remo »Ambassador«-Serie; Anm.d.Aut.).
»Prinzipiell lehne ich − außer bei der Bassdrum − vorgedämpfte Felle ab. Die sind für Leute gedacht, die beim Stimmen Probleme haben, sodass die Obertöne durch das Fell und nicht die Stimmung kontrolliert werden.« Aber es gibt Kompromisse. Er verweist auf »Dot«-Felle, einlagige Felle mit einem verstärkten Bereich in der Mitte. »Die dämpfen etwas vor, bieten aber noch Obertöne.« Das sei der typische Red-Hot-Chili-Peppers- Snare-Sound: »Eine Ludwig Black Beauty, 14″ x 5″ Snare mit Gussspannreifen und einem Dot-Fell.« Sein Tipp und ein möglicher »Problemlöser «: Doppellagige Felle können als Resonanzfelle bei großen Toms ab 14 Zoll Durchmesser oder bei Stand-Toms helfen, unkontrolliertes tiefes »Wummern« zu vermeiden.
Wechsel
Wann ist das Fell »reif«? »Wenn es durchhängt, also nachwabert beim Spielen, und kein sauberer Oberton mehr rauskommt.« Er sei kein Verfechter von »zwangsweisem Fellwechsel« vor einer Aufnahme: »Selten, aber möglich: Bei manchen älteren Kesseln ist das Fell seit 40 Jahren drauf und hat eine ideale Verbindung mit der Gratung bekommen − nach dem Fellwechsel klingt die Trommel nicht mehr.« Und die »andere Seite«? »Man möchte denken, dass sich ein Resonanzfell nicht abnutzt, weil es nicht angeschlagen wird. Aber die Luft hat in der Trommel ein Gewicht − bei einem 13″ Tom zum Beispiel je nach Kesseltiefe 17 g. Das ist zwar nicht viel, aber die werden bei jedem Schlag auf das untere Fell gepresst.« Am häufigsten wechselt er am gesamten Kit übrigens das Snare-Resonanzfell, erzählt er, auch bedingt durch die starke Spannung.
Neu
Für Felle des Herstellers Remo empfiehlt Masshoff, vor dem Aufziehen die Ränder mit den Daumen durchzukneten, um die Verklebungen zu lösen. Andernfalls kann sich die Stimmung − ähnlich wie bei einer frisch aufgezogenen Gitarrensaite − nachträglich ändern. Zusätzlich kann es nicht schaden, ein Fell einen Tag vor den Aufnahmen aufzuziehen, damit sich die Stimmung »setzen« kann. Bei doppellagigen Fellen weist Masshoff auf Fertigungstoleranzen aller Hersteller hin: Durch Lufteinschlüsse lägen beide Lagen teilweise zu dicht, das Fell klinge unter Umständen bereits »tot«.
Kessel
Die Zusammenstellung der Kesselgrößen − beispielsweise ein Tom-Satz mit 12″, 14″ und 16″ statt 12″, 13″ und 16″ − sieht Masshoff weniger kritisch. Man bekomme mit allen Varianten guten Sound und passende Stimmung. »Wenn die Trommel gut gefertigt ist, gibt es keinen Grund, warum sie nicht klingen sollte.« Er räumt allerdings ein: »Es passiert, dass einzelne Toms nicht gut funktionieren. « Man könne nicht in die Trommeln hineinsehen: »Wenn der Leim zwischen den Lagen nicht vollflächig verklebt ist, besteht Lufteinschluss, und die Trommel schwingt nicht mehr optimal.« Es gebe auch Ausnahmen − er zeigt auf Radioking-Set aus den 1940er-Jahren in seinem Atelier. »Bei den Trommeln fallen ausschließlich handwerkliche Sünden auf − aber sie klingen trotzdem wunderbar!«
Bei längeren Kesseln dauere es länger, bis das Resonanzfell anspreche, was zu leiserem, weniger »knackigem« Ton führe. Masshoff rät, vor allem auf kurze Trommeln zu achten. Das gelte für Toms wie Bassdrums: »Lange Bassdrums limitieren sich klanglich. Je länger der Kessel, desto weniger schwingt mein Frontfell. Bei einer 22″ x 20″ Bassdrum ist recht wenig Frontfell-Ton und Bewegung da. Das ist ideal für die Mikrofonierung typischer Rock-/Pop-Sounds. Ein paukenartiger, offen schwingender Sound, wie beispielsweise bei Iggy Pops Lust For Life, ist so nicht möglich.«
Früher, etwa in Big Bands, seien teilweise zwar 28″ Bassdrums verwendet worden, allerdings sehr kurz, mit nur 14″ Tiefe. Die landläufige Annahme, eine lange Bassdrum gehe »tiefer« im Frequenzbereich, stimme nicht. »Die Länge des Tons meiner Trommeln hängt auch vom Song ab: Eine lange, »boomy« Bassdrum erscheint in einem schnellen Song kaum sinnvoll, wo ein kurzes Signal mit deutlichem Attack gewünscht wird.« Das sei auch der Grund, warum beispielsweise für Rock- Balladen gerne tiefe Snare-Kessel verwendet werden − durch die langsameren Tempi kann der Ton sich entfalten − während bei schnellen Arrangements die kürzeren, schnelleren Impulse flacherer Kessel passen.
Bild: N. Ketterer, W. Manns, U. Masshoff
Bild: N. Ketterer, W. Manns, U. Masshoff
Bild: N. Ketterer, W. Manns, U. Masshoff
Bild: N. Ketterer, W. Manns, U. Masshoff
Eine weitere Stellschraube für den Snare-Sound sei laut Masshoff der Spannreifen des Schlagfells. Ein im wahrsten Sinne »abgedroschener« Spannreifen habe keine Obertöne mehr und klinge stumpf. »So klingt dann die Trommel.« Auf seiner DVD führt er einen eindrucksvollen Vergleich vor − er schlägt einen alten, oxidierten Spannreifen an, der kurzen, matten Impuls liefert, ein neuer klingt hingegen glockenhell aus, ähnlich einer Triangel. Dazu kommt die bereits erwähnte Wahl des Materials: Masshoff selbst schwört auf Stahl-Snares, passt die Klangästhetik gerne über die Wahl des Spannreifens an. »Will man ›Pfund‹ und ›Kante‹, ist ein Gussreifen erste Wahl, für ausgewogenen Klang ein normaler Stahlreifen, für weichen Klang mit Holz-typischen Obertonreihen ein S-Hoop.«
Zurück zum Thema Stimmung: »Wenn das Set sauber gestimmt ist, braucht man nichts dämpfen.« Sein Set von Toby Dammit bei Iggy Pop werde mit Remo Ambassador- Fellen gespielt − auch auf großen Bühnen, wo jeder sich vor »zu viel Schwingung und Anregung durch den Bühnenschall fürchte. Problematisch wird es, wenn der Ton ›flattert‹. Als Tontechniker schneidet man dann den Ausklang mit einem Noise-Gate ab. Dadurch geht allerdings die Dynamik verloren, weil das Mikrofon bei sehr dynamischem Spiel oder bei Ghost-Notes nicht anspricht.«
Die Herangehensweise der Stimmtechniken muss nicht zwangsläufig der eigenen Klangästhetik entsprechen, kann aber den gewohnten »Gaffa-Tape-Einsatz« hinterfragen. Wie immer zählt der individuelle Geschmack − das zeigt auch ein Blick auf den Charlie-Watts-Sound auf der aktuellen Rolling- Stones-Live-DVD Sweet Summer Sun: Auf seinem Schlagzeug verwendet er vorgedämpfte Remo »Controlled Sound«-Dot-Felle samt Gaffa an Snare und Toms. Dafür prangt aber auch ein aufgesteckter Stimmschlüssel am Hänge-Tom. Soll heißen: Watts weiß, was er tut. Er dürfte sich als bewussten Kompromiss für die vorgedämpften Felle entschieden haben − nicht aus Mangel an Alternativen.
Danke,
Supergute Infos
Geil, danke! Ich bin zwar Anfänger aber hier hab ich endlich mal ausführliche Infos zum Thema gefunden!