Studiotipps: Kniffe, die die Welt verbessern

Soundcheck brauchen wir nicht − oder?

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Studiotipps-Cover

Wie bekomme ich schnell einen guten Sound? Welche Kombination aus Plug-ins funktioniert beinahe immer? In dieser Folge Studiotipps geht es um Tricks, die zumindest mir oft geholfen haben, in Windeseile einen soliden und brauchbaren Sound zu zaubern. Nicht immer haben wir ausgiebig Zeit, an einem bestimmten Sound zu feilen. Manchmal muss es einfach schnell gehen!

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Warum sollte man heute eigentlich heute noch in ein professionelles Tonstudio fahren? Jedes USB-Mikrofon verspricht uns heute doch Studiosound ohne großen Aufwand!

Egal ob dein Studio nun im Schlafzimmer oder einem großen Aufnahmesaal beheimatet ist, mit der Zeit kristallisieren sich in jedem Studio bestimmte Arbeitsweisen heraus, und in der Regel ist es genau diese Erfahrung, die am Ende den gravierenden Unterschied macht!

Das klappt selbst im kleinsten Studio: Beispielsweise gibt es eine Ecke in unserem Schlafzimmer, in der ich schon häufiger Vocals oder akustische Gitarre aufgenommen habe. Ich muss dazu zwar die Schranktüren unseres Kleiderschranks entfernen, und das Mikro muss an einer bestimmten Position im Raum stehen, aber dann klingt es wirklich gut!

Auch im großen Studio gibt es bestimmte Stellen, wo ein Signal mit einem bestimmten Mikro gut klingt. Und mit der Zeit ahnt man schon beim Aufbauen des Mikros, während die Musiker gerade die ersten Töne spielen, was man bei einem Signal wahrscheinlich korrigieren muss, damit das Ergebnis am Ende gefällt.

Attack und Release
Um schnell auf Situationen reagieren zu können, habe ich mir angewöhnt, nach den ersten Frequenzkorrekturen im EQ unbedingt vorab Attack und Release des Kompressors auf jedem Kanal grob einzustellen. Wenn dann ein Titel mit groben Lautstärkeunterschieden kommt, dreht man nur noch Threshold runter und Ratio auf, und schon passt es!

Beispielsweise ein eher klassischer Snare-Sound. Wenn nach dem ersten Laden des Plug-ins Attack auf 0 ms und Release auf 30 ms stehen, dann dreht man am Threshold-Knopf und hat lediglich das Gefühl, dass der Sound an Kraft verliert und die Ausklangphase unnatürlich klingt. Also dreht man die Lautstärke hoch und ist durch die zusätzliche Lautstärke erst mal glücklich.

Während der Drummer nun seine ersten Minuten spielt und wir versuchen, einen guten Sound zu mischen, wird uns diese Snare »ärgern«. Oft geht es zumindest mir so, dass ich dann schon das Mikrofon in Zweifel ziehe oder knapp im unteren Mittenbereich irgendwelche Anhebungen im EQ versuche

Inzwischen habe ich mir angewöhnt, Attack und Release vorab grob einzustellen. Ich komprimiere alle Signale etwas stärker als gewollt, wähle passende Einstellungen für Attack und Release und deaktiviere die Kompressorsektion anschließend wieder. Das spart enorm Zeit und außerdem merkt man so auch sehr früh, wenn ein bestimmter Kompressor überhaupt nicht zum Signal passt.

Die beiden Kompressor-Klassiker
Spätestens seit der ersten Universal Audio DSP-Karte sind wahrscheinlich jedem von uns »Urei 1176« und »Teletronix LA-2A« ein Begriff. Inzwischen gibt es die beiden als Software in zig-fachen Variationen, und auch die Hardware ist nach wie vor Alltag in jedem größeren Tonstudio.

Bei mir landet fast immer ein LA-2A auf meiner Bassgruppe, bei den Vocals ist fast immer ein 1176 im Spiel. Völlig egal, ob die Plugins nun ganz exakt wie die Hardware klingen, die Arbeitsweise an sich klappt auch mit den Plug-ins, die den Originalen zumindest sehr nahe kommen. Die beiden sparen alleine schon dadurch Zeit, weil sie für die beiden Einsatzzwecke beinahe auf Anhieb funktionieren!

Atemlos durch den Song
Als Problemlöser für viele, viele Situationen hat sich bei mir aber ein ganz unscheinbares Dynamik-Plug-in bewährt, das solchen großen Legenden zumindest in meinem Setup beinahe schon auf den Fersen ist, auch wenn es wahrscheinlich (noch) ein Geheimtipp sein dürfte: PSP MixGate2 aus dem PSP MixPack2!

Vor einiger Zeit habe ich beispielsweise einen Sänger aufgenommen, der zwar gut sang, aber der unheimlich laut einatmete. Zuerst habe ich mit der Mikrofonposition experimentiert, wir haben auch das Mikrofon getauscht, aber letztlich landete ich einfach beim PSP MixGate2.

Das Plug-in nehme ich schon lange für rauschende GitarrenAmps oder Analog-Synthesizer mit Nebengeräuschen, Drum-Mikros, die nicht alle überlappen sollen und auch für Stimmen

Auch hier suche ich mir zuerst passende Attack- und Release- Zeiten, dann versuche ich, die Filter des Sidechain-Kanals passend einzustellen. Abschließend senke ich die störenden Signale nur wenig ab, sodass das Gate bewusst kaum wahrgenommen wird. Der Sänger klang so beispielsweise auf Anhieb herrlich normal − zumindest, was die Atemgeräusche angeht …

Mit einem guten Gate kann man vieles modellieren, gerade auch bei Drum-Sounds. In vielen Channelstrips oder auch in der DAWGrundausstattung sind Gates oft zu einfach umgesetzt oder viel zu komplex. PSP MixGate2 ist auch, was das Regelverhalten angeht, für meinen Geschmack genau richtig!


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Sound&Recording Ausgabe 05/16

Songwriting Special

Diese Ausgabe widmet sich dem ThemaSongwriting per App! Wir stellen euchiOS-Tools vor, die eure Kreativität beim Songwriting unterstützen und zeigen euch iOS-Hardware die umfangreiche, mobile Recording-Lösungen anbieten, wie Motive von Shure, dieLurssen Mastering Console und Lightning-Interfaces und –Mikrofone sowie Software. Eine Band die weiß wie man Songs schreibt sindAnnenMayKantereit. Mit ihrem Debüt-Album „Alles nix Konkretes“, das von Moses Schneider produziert wurde, schafften die Kölner-Jungs auf Anhieb den Sprung auf die #1 der deutschen Single Charts. Den Studio-Report findet ihr im Heft. Außerdem waren wir in Chino, USA in der Edel-Maufaktur bei Manley Labs zu Gast. Den dort hergestellten Channelstrip Manley Core haben wir für euch im Test. Für die Mixpraxis sprichtIllangelo Montagnese über die Produktion mit The Weeknd und in De/Constructed zerlegt Henning Verlage King Kunta von Kendrick Lamar.

Getestet haben wir das Roli Seaboard Rise 25, das „Volksbändchen“ sE Electronics X1R und in Love The Machines gibt´s den Klassiker Roland JP-8000.

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Monitormix
Man hört und liest immer sehr viel über die Qualität von Vorverstärkern, Mikros und sogar Kabeln. Selbst im Homestudio ist das analoge Frontend wichtig, selbst wenn danach alles »nur« im Computer landet. Kopfhörerverstärker, Kopfhörer und Monitorboxen für die eigentlichen Musiker werden bisweilen eher stiefmütterlich behandelt.

Dabei nützt uns das ganze Aufnahme-Equipment nichts, wenn wir die musikalische Performance zwar rauschfrei und sauber einfangen, aber die Musiker nur emotionslos und vermeintlich perfekt spielen. Viel wichtiger als der richtige Vorverstärker ist letztlich, dass wir den Musiker dazu bringen, seine ganzen Emotionen in die Aufnahme zu geben!

Das gilt auch gerade fürs Homestudio. Rein technisch kann man dort mit Kopfhörern aufnehmen und einspielen. Aber wozu? Zumindest wenn es keine Mietwohnung mit empfindlichen Nachbarn ist, kann ich nur empfehlen, auch im Homestudio echte Bass-/GitarrenAmps zu nutzen oder zumindest ein Paar günstige Monitor-Boxen aus dem PA-Bereich auf den Fußboden zu legen.

Und dem Monitorsignal, das dort ankommt, sollten wir besondere Aufmerksamkeit widmen. Es ist mindestens ebenso wichtig wie unser Mastermix. Wenn der Musiker sich nicht richtig hört, keinen guten Gesamteindruck des Songs bekommt und sein eigenes Signal unnatürlich klingt, dann wird die Aufnahme eh nichts.

Mache dir Gedanken, wie du den Musikern ein ideales Klangbild vermitteln kannst. Warum nicht Höhen und Bässe anheben, einen richtig guten Hall für diesen Mix einsetzen und das Ganze mit dem PerfectMaster-Preset eines Kompressors veredeln? Das mag kein klassischer Mix sein, aber es rückt unsere vielleicht eher cleanen Spuren zumindest in die Richtung eines finalen Klangbildes und hilft den Musikern, mit Emotionen zu spielen!

Und ganz ehrlich: Jede Minute, die du in diesem Bereich investierst, spart dir am Ende das Gerenne nach dem perfekten Sound! Oft diskutieren wir nur deswegen über Klangnuancen, weil wir in der gesamten Aufnahmesession leider keine einzige Performance eingefangen haben, die wirklich gut war. Und ja, dann kann man sich natürlich am Ende über den Klang von Kabeln unterhalten …

Final Master
Referenz-Tracks sind wichtig! Ohne sie verrenne ich mich bisweilen in kleinen, sinnlosen Details und habe nach mehreren Stunden Dauerbeschallung Schwierigkeiten, meinen Mix richtig einzuordnen. Früher habe ich mich an den Grundsatz gehalten, jedes dabei auftretende Problem individuell im Mix zu lösen.

Auf dem analogen Pult konnte man ja auch ein Summensignal nicht so einfach bearbeiten. Fehlte es am Bassfundament, dann musste man auf jedem Kanal nachziehen! Dabei kam bisweilen das Gesamtbild im Mix völlig durcheinander.

Heute haben wir in unserer Software beliebig viele Busse und obendrein oft noch VCA-Gruppen, mit denen wir bestimmte Kanalgruppen ohne Probleme gemeinsam steuern und anpassen können.

Wenn es schnell gehen soll, spricht doch nichts dagegen, einfach einen EQ in die Summe zu hängen und mal eben den Frequenzgang in Richtung der Referenztracks zu optimieren. Oft bleibt das Gesamtbild im Mix so erhalten, und man muss es ja niemandem verraten, dass da ein EQ auf der Summe mal eben den ganzen Mix korrigiert hat …

Fazit
Der wahre Unterschied zwischen Profisound und furchtbarem Geplärre ist bisweilen nicht das Equipment. Mit einer aktuellen DAW oder einem Digitalmixer mit etwas Drumherum kommt man sehr weit.

Aber kein noch so neues Plug-in kann dir auf Anhieb die Erfahrung vermitteln, für welchen Einsatzbereich es in deinem Kontext ein Durchbruch ist. Da hilft nichts weiter als üben, üben, üben − auch wenn wir alle lieber ein neues Plug-in installieren würden, was uns diesen Bereich abnimmt. Die Geschwindigkeit kommt dann automatisch!

Ich wünsche viel Spaß beim Experimentieren!

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