Sounds der 90er sind zurzeit wieder schwer angesagt, und das Thema dieser Sounddesign-Ausgabe ist auch daran angelehnt. In Sachen Klangerzeuger ging es hier wild zu, denn benutzt wurde, was verfügbar war: inzwischen erschwingliches Vintage Gear, neuartige VA-Synthesizer á la Clavia Nord Lead oder Access Virus sowie allerhand abgedrehte weitere Instrumente, denn die Digitalisierung eröffnete viele neue Möglichkeiten. Eine weitere Gerätegattung, die in der 90s in den Mainstream drängte, weil sie endlich preislich annehmbar war, waren die Sampler und die »Rompler«. Und mit deren Soundästhetik wollen wir uns heute beschäftigen.
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Dabei soll es aber gar nicht um aufwendige Multisamples gehen, sondern um »kleine« Sounds. Speicherplatz war nämlich, wenn auch schon deutlich billiger und in größeren Mengen vorhanden, immer noch ein Problem. Hardware-Sampler waren das Mittel der Wahl, und diese mussten erst mal mit ausreichend Speicher versorgt werden, was die Kosten in die Höhe trieb.
Ein weiterer Vorteil, den Sampler boten, war der, dass man plötzlich die Möglichkeit hatte, den Traumklangerzeuger eines Freundes oder Kollegen quasi zu klonen. Denn wer einen bestimmten Sound haben wollte, der musste damals auch die entsprechende Hardware besitzen. Mit Samplern war es nun möglich, diese Sounds zu replizieren – zwar nicht mehr mit allen Möglichkeiten, aber das war oft gar nötig.
Was ist denn nun das Besondere am »Sampler Sound«? Man könnte ja argumentieren, dass der Sound schlechter sei, was prinzipiell auch irgendwie stimmt. Fehler sind aber nicht unbedingt schlecht, denn das Pitching und gegebenenfalls auch das Timestretching des Samplers prägen dem Sound seinen eigenen Stempel auf. Vor allem beim Spielen von Akkorden funktioniert das Ganze sehr gut, da dadurch gewisse »Fehler« maskiert bzw. kaschiert werden können. Außerdem laufen dabei die Samples durch das Pitching mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gegeneinander, wodurch der Klang wieder lebendiger wirkt, obwohl es sich um starre Samples handelt.
Der Sampler in der Daw.
Heutzutage sind Samples so alltäglich, dass zumindest ich persönlich mir über den eigentlichen Prozess dahinter gar keine Gedanken mehr mache. Das erfolgt eigentlich nur noch beim Bau großer Instrumente auf Multisamplebasis, aber definitiv nicht mehr mit einzelnen Drumhits oder -loops. Zudem hat mittlerweile jede DAW einen rudimentären Sampler integriert. Mehr brauchen wir auch gar nicht für unser Vorhaben und können direkt loslegen.
Stellen wir uns also vor, dass der Lead- oder Pad-Sound in unserem neuesten Song von etwas erzeugt wird, was wir uns ausgeliehen haben und morgen zurückgeben müssen. Wir könnten also den Part in unserem Song aufnehmen und hätten damit den aktuellen Sound gesichert. Oder aber wir samplen den Klangerzeuger ab und haben dann die Möglichkeit, den Sound in zukünftigen Projekten wieder einzusetzen oder noch Änderungen am Arrangement durchzuführen.
Zum einfachen Sampeln erstellen wir ein MIDI-Event mit einer einzelnen Note auf C3 (bei Bässen gerne tiefer bzw. bei höhenlastigen Sounds auch gerne höher), welches einige Sekunden lang ist. Damit triggern wir nun den Klangerzeuger unserer Wahl an und bouncen das Ergebnis direkt. Schon sollte unser Sample auf einer separaten Audiospur bereit liegen, um via Drag’n’Drop in den internen Sampler verfrachtet zu werden.
Editing.
Zunächst checken wir, ob für unser Sample der korrekte Rootkey ausgewählt wurde. Wenn wir ein C3 Sample erstellt haben, dürfte hier höchstwahrscheinlich schon alles korrekt sein.
Der nächste Schritt, falls nötig, wäre das Loopen des Samples, und das kann schon mal knifflig werden. Wir sollten die Loopmarker so setzen, dass wir möglichst viel Samplematerial innerhalb des Loopbereichs haben und der Loopübergang dennoch unhörbar bleibt. Dabei hilft uns das Loop-Crossfading, welches leider nicht jeder Sampler anbietet. Falls das Loopen einfach nicht hinhauen will oder ihr keine große Lust darauf verspürt, akribisch nach schönen Loop-Punkten zu suchen, gibt es heute glücklicherweise einen einfachen Workaround: einfach ein deutlich längeres Sample aufnehmen, z. B. 20-30 Sekunden. So wird man wahrscheinlich nicht so schnell in die Verlegenheit kommen, dass das Sample plötzlich zu Ende ist.
Wer mag, darf nun natürlich die Sampler-internen Tools wie Envelopes und Filter verwenden, um den Sound zu shapen. Zudem bietet die eine oder andere Plattform auch Simulationen von alten Samplern an, um einen zusätzlichen LoFi-Faktor ins Spiel zu bringen. Hier ist Ausprobieren angesagt. Viel Spaß dabei!