Es gibt ja allerhand verrückte Gerätschaften − gerade im Bereich »modulare Synthesizer« finden sich die abenteuerlichsten und abstrusesten Klangerzeuger und -verbieger. Natürlich lassen sich diese Module teilweise auch außerhalb ihres Synthesizerkontextes einsetzen, dennoch sind sie oftmals nur über Umwege »standalone« zu gebrauchen. Einen etwas anderen Weg geht hier das Field Kit von Koma Elektronik, das sich als Elektrobaukasten und Experimentierwerkstatt sowie gleichzeitig als guter Freund eines Modularsystems versteht. Wir schauen uns hier mal an, was uns erwartet.
Nach dem Auspacken präsentiert sich das Field Kit zunächst als kleine Holzkiste mit Netzteilanschluss. Sobald man den Deckel abhebt, präsentiert sich darunter jedoch die ganze Pracht. Da strahlen einem Potentiometer, Kippschalter, Minifader, Miniklinkenbuchsen und andere obskure Anschlüsse entgegen – prächtig! Aber wozu ist das eigentlich alles gut? Die einfache Antwort: zum Herumspielen, Basteln und Interagieren mit anderen Geräten. Doch der Reihe nach …
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Das Field Kit ist in sieben Sektionen unterteilt, die alle unterschiedliche Funktionen übernehmen. Das Zentrum bildet hier der »4 Channel Mixer«, ein waschechtes Mini-Mischpult mit vier Eingängen inkl. Vorverstärkung, Channel-Fadern, alternativem Aux-Weg und Klangregelung mittels Tone-Poti. Es ist durchaus erstaunlich, wie viel Mixer man auf kleinstem Raum realisieren kann, dieser Mini-Mischer ist jedenfalls eine runde Sache.
Vom Mixer aus wandern die Signale in die Output-Sektion, und dort gibt es getrennte Ausgänge für den Master- und den Aux-Weg sowie einen zusätzlichen Speaker-Ausgang, alle individuell regelbar. Auch dieser Teil klingt noch nach traditionellem Mischpult, aber die wirklich spannenden Sektionen folgen jetzt.
Von Radios und Motoren
Zunächst wäre da das Radio zu erwähnen. Ja, richtig gelesen: In dem kleinen Kästchen ist ein Radio eingebaut, mit dem sich sowohl AM-, FM- als auch SW-Signale empfangen lassen. Leider liegt keine Antenne bei, sodass der Empfang erstmal extrem schlecht ist − die Anleitung gibt hier aber nützliche Hinweise zum Antennenbau bzw. -kauf.
Die nächste Sektion ist das DC-Interface, welches der Ansteuerung von verschiedenen Motoren dient. Jetzt mag man sich natürlich fragen, wozu das gut sein soll. Nun, der grundlegende Gedanke ist, dass Motoren ja nicht nur selbst eine Art Klangerzeuger sind, sie können ja auch andere Dinge bewegen, die wiederum Klänge erzeugen. Ein sehr interessanter Gedanke und − wenn man das Gerät in seiner Gesamtheit betrachtet − auch ein sehr logischer.
Als weitere Komponente besitzt das Field Kit einen Envelope Follower, welchem man einfach ein Signal zuführen kann, aus dem er passende Steuerspannungen generiert. Diese lassen sich dann wieder dazu benutzen, um andere Sektionen anzusteuern oder eben auch andere Geräte.
Ähnliches gilt für den eingebauten LFO, nur dass dieser kein externes Signal benötigt, sondern einfach die ganze Zeit schwingt und somit Steuer- oder sogar Audiosignale ausgibt.
Als Abschluss gibt es noch das Signal-Interface, welches sich wiederum in Switch-Interface und Sensor-Interface aufteilt. Diese Sektion dient dazu, die Signale von Schaltern und Sensoren in CV-Signale umzuwandeln und damit andere Teiles des Field Kits zu steuern. Vom Fotowiderstand bis zum Temperaturfühler ist hier so einiges denkbar, um damit andere Dinge innerhalb des Field Kits (oder auch extern) anzusteuern.
Wie man sieht, handelt es sich beim Field Kit also um ein krasses Sammelsurium verschiedenster Teilgerätschaften, die geradezu danach schreien, für verrückte Experimente verwendet zu werden. Die bereits erwähnte kompakte Baugröße hat dabei Vor- und Nachteile; so ist das Gerät einerseits sehr portabel und lässt sich auch in ein Eurorack-System integrieren (ein passendes Panel kann bestellt werden), auf der anderen Seite ist die Bedienung aufgrund der Ausmaße manchmal etwas schwierig. Letzteres ist aber auch eine Frage der Gewöhnung und des eigenen Geschmacks.
Bild: Klaus Baez
Bild: Klaus Baez
Bild: Klaus Baez
Zubehör
Damit man auch direkt mit dem Basteln loslegen kann, bietet Koma Elektronik noch ein Expansion-Kit für das Field Kit an, welches allerhand kleine, aber feine Gerätschaften enthält. So sind zunächst einmal zwei Kontaktmikrofone und ein Pickup enthalten, um Sounds aus der Umwelt aufzufangen. Für die Motorisierung sorgen ein DC-Motor (bringt Objekte zum Drehen) sowie ein elektromechanischer Solenoid (kann Dinge anschlagen oder anstoßen). Außerdem enthalten sind ein Lautsprecher zum Abhören oder zum Erzeugen von Feedbacks sowie drei Patchkabel. Zwei Federn sowie drei Murmeln runden das Erweiterungspaket ab. Eigentlich fehlt hier nur noch eine rudimentäre Antenne für das integrierte Radio.
Dem Field Kit selbst liegt ein liebevolles Handbuch bei, welches neben der eigentlichen Erläuterung der Funktionen nicht nur viele technische Daten enthält, sondern auch noch 50 Beispiele darüber, was man mit dem kleinen Baukasten so alles anstellen kann.
Im Einsatz
Wenn man sich die 50 Anwendungsmöglichkeiten anschaut, die Koma Elektronik auflistet, dann bekommt man einen guten Überblick darüber, was man mit dem Field Kit anstellen kann, und das ist Fluch und Segen zugleich. Wer basteln und frickeln will und sich im Konzipieren abstrusester Klangbasteleien mit Hardwaregeräten wohlfühlt, für den ist das Field Kit der ideale Begleiter, denn es werden sich haufenweise Situationen finden, in denen mit dem Field Kit interagiert werden kann. Gerade die extrem speziellen Funktionen, wie die Steuerung von Motoren oder durch Sensoren, lässt Bastlerherzen höherschlagen. Auch dem Field Kit selber haftet ein wenig »Frickelfaktor« an, denn es kann sowohl als fertiges Gerät als auch als DIY-Kit bestellt werden, und selbst die vormontierte Variante versprüht dennoch dieses gewisse Bastlerflair. Durch die kompakte Bauweise kann das Gerät auch problemlos im Studio herumbewegt werden, lediglich das Netzteil muss umgesteckt werden.
Alle, die sich hingegen nicht zur Hardwarebastlerfraktion zählen, müssen abwägen, können das Field Kit aber immer noch als tolles Tool verwenden, und sei es nur beispielsweise als extrem kompakten Mini-Mixer, Verzerrer oder Vorverstärker. Das Team von Koma Elektronik hat jedenfalls tolle Arbeit geleistet.
Ausblick
Wer nun neugierig geworden oder vielleicht sogar schon stolzer Kit-Besitzer ist, der darf sich auf das nächste Frühjahr freuen, denn dann bekommt der kleine Kasten mit dem Field Kit FX einen Bruder zur Seite gestellt, der auf ähnlich kleinem Raum allerhand Effekte wie Looper, Frequency Shifter, Digital Delay und Spring Reverb bietet. Auch eine passende Expansion (inklusive Hallspirale) soll es geben. Viel Spaß beim Experimentieren!