Trotz modernem Einzelfenster-Design ist Tracktion hinsichtlich des GUI-Designs nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen, denn für alle, die einen übersichtlich und einfach zu handhabenden Sequenzer suchen, bietet Tracktion 5 alles, was man für Homerecording und Songwriting so braucht. Sehen wir uns die neusten Features von Version 5 an und verpacken einen Teil davon gleich in ein paar Einsteiger-Tutorials.
Für alle die mehr über die DAW wissen möchten, gibt’s hier eine Übersicht der wichtigsten Funktionen und den Workflow mit Tracktion 5. Die mit Abstand größte Neuerung der Version 5 ist die Integration von Celemony Melodyne. Die Software ist ja gemeinhin bereits für hochwertiges Vocal-Editing bekannt. Außerdem ist es damit sehr einfach, einen guten Vocal-Take schnell und effizient geradezuziehen. Aber es gibt natürlich noch einiges mehr über die DAW zu berichten.
Anzeige
Tabs: Jede Spur ist an der rechten Seite mit einer kleinen Schaltfläche namens “A”ausgestattet. Ein Klick darauf listet alle Funktionen zur Automation innerhalb der Spur auf. Die gewünschten Parameter kann man entweder in der Drop-Down-Liste anwählen oder das “A”- Symbol einfach auf einen Parameter des Plugins ziehen.
Automation: Jede Spur ist an der rechten Seite mit einer kleinen Schaltfläche namens “A” ausgestattet. Ein Klick darauf listet alle Funktionen zur Automation innerhalb der Spur auf. Die gewünschten Parameter kann man entweder in der Drop-Down-Liste anwählen oder das “A”- Symbol einfach auf einen Parameter des Plugins ziehen.
Mixer: Eine Mix-Konsole im klassischen Stil gibt es bei Tracktion nicht. Alle wichtigen Parameter wie Lautstärke, Panorama, Mute, Solo sowie Peak-Meter werden auf der rechten Seite des Arrangement-Fensters für jede Spur angezeigt.
Menüfunktionen: Links unten sind alle Menü- Funktionen zum Speichern, Importieren und Exportieren versammelt. Auch das TimecodeFormat und Zoom-Einstellungen befinden sich hier. Weiterhin lassen sich hier Settings für Movies und für den Click-Track vornehmen
Properties Panel: Der mittlere Teil im “Properties Panel” aktualisiert sich je nach ausgewählten Bedienelement des Projektfensters − hier der Equalizer.
Transport: Rechts unten befindet sich die Transport-Sektion, die neben der Navigation, Click und BPM-Angabe auch gleich den Master-Fader, samt Insert-Slots beherbergt.
Starthilfe
Library vorbereiten: Um eigene Loops der Library hinzuzufügen, kann man unter “Settings / Loop Database” mehrere Ordner-Pfade vorgeben, die nach einem Scan-Prozess im Browser erscheinen. Diese Loops lassen sich auch mit Tags versehen, um die Suche nach passendem Material etwas zu beschleunigen. Dazu wird die Datei im Browser selektiert − bei gehaltener [Shift]-Taste ist auch eine Mehrfachselektion möglich − und per Rechtsklick der Befehl “Set Tags” ausgeführt. Im neuen Dialog-Fenster lässt sich das Material mit Schlagworten versehen.
Import von MIDI-Daten
MIDI-Dateien lassen sich über die “Import”- Funktion in Tracktion einfügen. Der Sequenzer erzeugt zwar alle verwendeten Spuren der Beispieldatei, um die Benennung muss man sich jedoch selbst kümmern.
Instrumente laden
Alle 14 MIDI-Spuren sind angelegt, doch zu hören ist erst mal nichts, denn es fehlen die entsprechenden Klangerzeuger, wie die gelben Ausrufezeichen in den Clips signalisieren. Soundmaterial findest du zu Henning Verlages Workshop De/constructed in dieser Ausgabe.
Beginnen wir mit der Spur “Drums” und legen dort den mitgelieferten »Sampler« ab. Dazu wird einfach die Plus-Schaltfläche rechts oben per Drag&Drop hinter den LautstärkeFader der Drum-Spur gezogen. Nach einem Klick auf diesen neuen “Rack Filter” erscheint die GUI im Properties-Panel.
Über den “Add”-Button kann man nun die Samples, welche Henning Verlage in den Battery-Ordner gepackt hat, laden. Vorerst müssen wir allerdings noch die “Root Note” mit dem grünen Pfeil und die “Key Range” mit den weißen Pfeilen für alle Samples definieren: Kick auf “C2”, Snare auf “D2”, usw. Damit die Samples bis zum Ende ausklingen, sollte jeweils die Schaltfläche “Ignore Release” aktiviert sein.
Um VST-Instrumente einzubinden ist ein kurzer Scan notwendig, so erscheinen alle installierten Instrumente im Browser.
Rack Filter: Wrapper
Das wahrscheinlich stärkste Feature in Tracktion sind die sogenannten “Rack Filter” bzw. der neu vorgestellte “Wrapper”. Ähnlich dem “Metaplugin” von DDMF (Modulares VST-Patch-System) wird hier ein Werkzeug angeboten, dass es ermöglicht, verschiedenste Plugins innerhalb einer eigenen Oberfläche zu verbinden und als Preset abzuspeichern. Somit lassen sich teilweise sehr aufwendige Setups auch ohne Busse und aufwendiges Routing verwalten.
Nehmen wir zum Einstieg das Thema Parallelkompression als Beispiel und ziehen den mitgelieferten “Compressor”, der wie viele andere Plugins leider keinen Dry/Wet-Regler besitzt, auf eine Spur. Über einen Rechtsklick ist der Befehl “Wrap this plugin in a new rack plugin” zu sehen. Es öffnet sich dann ein Wrapper-Fenster, das links alle verfügbaren MIDI-Eingänge in Grün und die Audio-Eingänge in Gelb angezeigt. Auf der rechten Seite sind die entsprechenden Ausgänge zu sehen. Tracktion hat alle Ports bereits automatisch mit dem “Compressor” verbunden. Selbstverständlich lassen sich die Strippen auch manuell ziehen − und hier beginnt der Spaß!
In diesem Beispiel benötigen wir aber noch ein weiteres Hilfsmittel, nämlich das Tracktion Plugin “Volume and Pan”. Um Plugins in den Wrapper zu laden, muss man lediglich das “+”-Symbol rechts oben auf einen freien Bereich im Wrapper ziehen. Nun werden die Ein- und Ausgänge für das linke und rechte Audiosignal, wie im Bild, mit den Ports von “Volume and Pan” verbunden. Die MIDI-Kabel darf man für bessere Übersicht löschen − einfach anklicken, bewegen, loslassen.
Regler in “Volume and Pan” vorerst ganz nach unten geregelt werden. Jetzt wird der Compressor selektiert und mit einer aggressiveren Einstellung versehen: niedriger Threshold, hohe Ratio. Das Setup lässt sich natürlich noch weitaus komplexer gestalten, aber so hat man die Möglichkeit, das unbearbeitete und komprimierte Signal in das gewünschte Mischungsverhältnis zu bringen − und das im gleichen Kanalzug.
Übrigens: Ist die schwarze Fläche im Wrapper selektiert, bietet das Panel darunter Möglichkeiten, um Ein- und Ausgänge zu löschen, umzubenennen oder weitere hinzuzufügen. Dort auf der rechten Seite findet man auch die Schaltfläche, um das Filter-Rack per Drag&Drop weiteren Spuren zuzuweisen. Praktisch!
Spezialitäten der Eingangssektion
Häufig ist es praktisch, programmierte Phrasen virtueller Klangerzeuger nachträglich auf eine Audiospur zu übertragen. Beispielsweise kann man die gleiche MIDI-Phrase in mehreren Durchläufen, aber mit variierenden Sound-Presets des Klangerzeugers aufnehmen und danach beliebig zerhacken sowie neu zusammenfügen. Man spricht hier oft von “Re- Sampling ” oder “Re-Recording”. Presonus StudioOne beispielsweise hat das vor Kurzem sehr praktisch gelöst, ohne kompliziertes Routing. Ganz ähnlich funktioniert das auch in Tracktion 5. Klickt man links auf den “Input” einer Audiospur, werden nicht nur die physikalischen Eingänge des Interfaces gelistet, sondern auch alle im Projekt vorhandenen Spuren.
In diesem Drop-Down-Menü namens »Audio Tracks« findet man also auch etwaige MIDI-Spuren, die etwa einen Klangerzeuger ansteuern. Setzt man hier ein Häkchen, wird der Ausgang des Software-Instruments direkt in die Eingangssektion der Audiospur geleitet. Ist in dieser das “R”, also die Aufnahmebereitschaft aktiv, kann man nach Betätigung des Record-Buttons in der Transport-Sektion den Synthesizer als Audio – material aufzeichnen. Vor der Aufnahme sollte man noch festlegen, ob Mono- oder Stereodateien erzeugt werden sollen, indem man den Wert unter »Number of Inputs« auf “1” oder “2” setzt.
Selektives Einfrieren
Alle Prozesse innerhalb eines Plugins werden während der Audio – wiedergabe in Echtzeit berechnet. Befinden sich ein paar besonders leistungshungrige Plugins auf der gleichen Spur, kann so manchem Rechner schon mal die Puste ausgehen. Deshalb besitzen fast alle DAWs eine sogenannte “Freeze”-Funktion. Diese rechnet alle Plugins im Kanalzug in eine eigene Audiodatei um und deaktiviert die beteiligten Insert-Effekte. Lediglich Lautstärke, Panorama und Send- Effekte lassen sich danach im Projekt noch ändern − solange, bis man die Spur wieder “auftaut”.
Tracktion 5 hat hier ein sehr cleveres System entwickelt, mit welchem sich das Einfrieren bei Bedarf an jedem beliebigen Punkt des Kanalzuges vornehmen lassen kann. Im obersten Fensterrand befindet sich rechts die Schaltfläche “New Plugin Generator”. Per Drag&Drop lässt sich diese auf stark beanspruchte Spuren ab legen − auch zwischen den Plugins! Sofort erscheint ein Menü, das im Ordner “Tracktion Plugins” auch den “Freeze Point” listet. Nach Auswahl rendert Tracktion dann automatisch alle Effekte in eine Audiodatei. Alternativ lässt sich dieses Werkzeug auch direkt dem Browser links entnehmen, sofern dieser auf das Tab “Plugins” gesetzt ist.
Möchte man vorangehende, bereits eingefrorene Effekte in der Kette doch wieder bearbeiten, kann man den “Freeze Point” selektieren und mit [Delete] oder [Backspace] einfach löschen. Um die komplette Spur einzufrieren, steht außerdem der Befehl “Freeze Track” im Properties-Panel bereit. Quick-Tipp: Mithilfe des neuen Ressourcen-Managements kann man ähnlich wie in Cockos Reaper schnell einsehen, wo die CPU am stärksten gefordert wird und die Spur bzw. das Plugin ausfindig machen.
Kommentar zu diesem Artikel
Pingbacks