Die Roland TR-808 ist einer der Drummachine-Klassiker schlechthin. Heutzutage bezeichnet der Begriff »808« allerdings auch noch einen speziellen Bassdrum/Bass-Hybridsound, der seinen Ursprung zwar in der Kick der TR-808 hat, sich allerdings inzwischen komplett frei gestalten lässt. Wir schauen uns im Folgenden an, wie wir einen derartigen Sound nachbauen können.
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Als Basis für den 808-Sound benötigen wir ein Kickdrum-Sample, welches zumindest einen gewissen tonalen Anteil enthält und nicht allzu kurz ist. Ideal sind Sounds mit einer etwas längeren Sustain-Phase, denn diese lassen sich besonders gut loopen – eine Eigenschaft, die ein 808-Sound unbedingt benötigt.
Dies ist auch unser erster Arbeitsschritt, nachdem wir den Sound in den Sampler unserer Wahl geladen haben: Wir suchen uns einen geeigneten Loop innerhalb des Samples, in dem der Sound tonal gut zur Geltung kommt. Dabei sollten wir darauf achten, dass der Loop absolut knackfrei ist, indem wir die Loop-Punkte möglichst sauber auf der Nulllinie positionieren – manche Sampler bieten hier auch eine Hilfsfunktion an, sodass die Marker nur auf Nullliniendurchgängen einrasten. Zur Unterstützung stellen wir noch einen kurzen Crossfade für den Loop ein. Wir checken den Sound kurz, indem wir verschiedene Tasten anschlagen, um ihn in unterschiedlichen Tonhöhen zu hören, und sollte der Loop sauber laufen, können wir zum nächsten Schritt übergehen.
Tuning: Um das Sample vernünftig tonal auf dem Keyboard spielen zu können, müssen wir ihm nun den korrekten Rootkey zuweisen. Wer ein absolutes Gehör hat, kann diesen relativ leicht heraushören – vor allem, wenn man den Sound in den höheren Lagen spielt. Alle anderen verwenden als Hilfsmittel einfach ein Tuner-Plug-in. Viele DAWs haben dieses bereits an Bord, alternativ hilft eine Amp-Simulationssoftware à la Guitar Rig, und ansonsten gibt es Tuner auch als Freeware, beispielsweise von Melda Productions.
Wir schicken also den gesampelten Sound durch das Tuner-Plug-in, halten die Note (mittlere bis höhere Oktavlagen machen es dem Plug-in hier leichter) und tragen die Note, die uns das Plug-in anzeigt, als Rootkey im Sampler ein. Anschließend widmen wir uns dem Feintuning und justieren das Tuning (der Regler könnte beispielsweise auch »Finetuning« oder »Cent« heißen) im Sampler so, dass das Tuner-Plug-in möglichst exakt um den eigentlichen Ton »herumschwebt«.
Playbackverhalten
Der nächste Schritt ist, dafür zu sorgen, dass unser Sample grundsätzlich monofon ist – also immer nur ein einziges Mal gleichzeitig erklingen kann. Manche Sampler bieten dafür einen speziellen Button an, in anderen Samplern reduziert man dazu die maximale Stimmenanzahl des Samples auf 1. Wenn wir also eine Taste anschlagen und halten und dann eine zweite Taste dazu spielen, sollte nur der Sound dieser zweiten Taste zu hören sein.
Dann sollten wir uns überlegen, ob wir den Kick-Anteil des Samples erhalten wollen oder direkt mit dem Loop einsteigen. Im zweiten Fall schieben wir den Samplestart-Marker direkt an den Anfang des Loops und sparen uns das Folgende. Andernfalls müssen wir nämlich dafür sorgen, dass sich das Sample auch legato spielen lässt – beim gebundenen Spielen also nicht wieder komplett neu getriggert wird, sondern an der alten Stelle innerhalb des Loops weiterspielt. Manche Sampler bieten dafür einen speziellen Legato-Modus, in NI Kontakt, den ich für dieses Beispiel verwende, ist die Sache komplizierter. Für ein ausreichendes Legato-Playback müssen wir den Script-Editor öffnen und laden in einen beliebigen Scriptslot das Beispielscript »Factory / Performance / Unisono – Portamento«. In diesem Script schieben wir den Regler »Mono Mode« auf »Legato«, und ab jetzt können wir unseren Sound legato spielen.
An derselben Stelle lässt sich übrigens auch die Portamento-Funktion aktivieren, je nach Spielart der 808 sicherlich ein gewünschter Effekt. Wer also in seinen 808-Lines Glides einbauen möchte, muss diese Funktion in seinem Sampler ebenfalls aktiveren. Auch ein Blick auf die Pitchbend-Einstellungen des Samplers kann an dieser Stelle interessant sein, denn auch damit lassen sich wunderbar Glides erzeugen.
Damit das Sample außerdem nicht abrupt beim Loslassen der Taste endet, erhöhen wir die Release-Zeit der Amp-Hüllkurve des Samplers auf ca. eine Sekunde.
Effekte
Wer seine 808 möglichst clean genießen möchte, verwendet nun lediglich einen Kompressor, um den Sound über verschiedene Tonhöhen hinweg ein wenig kontrollierter zu gestalten. Jedoch eignen sich diese Klänge wunderbar dazu, ein wenig angeraut zu werden, was vor allem durch Distortion und Saturation FX bzw. allgemein solche Effekte, die dem Sound ein wenig mehr Schmutz hinzufügen, möglich ist. Gerade nach der Verzerrung kann auch ein zusätzliches EQing ratsam sein, um eventuelle Nervfrequenzen oder Resonanzen herauszuziehen.