Wir bauen eine Halterung für Mikrofon und Field-Recorder
von Redaktion,
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Field-Recordings macht man, ganz grob gesagt, auf zwei Arten: Entweder man verwendet nur den Recorder und dessen integrierten Mikrofone, oder aber man nimmt ein externes Mikrofon und trägt den Recorder entweder in der zweiten Hand oder einer Umhängetasche. Was aber, wenn man externes Mikrofon und Recorder zu einem handlichen Ganzen verbinden könnte?
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Eine solche Konstruktion kann einem das Leben deutlich erleichtern – man gewinnt entweder eine freie Hand oder spart sich gegebenenfalls die lästige Umhängetasche. Gerade bei spontanen Sound-Recordings bereitet ein solches Setup eine Menge Spaß, weil es einfach zu handeln ist und gleichzeitig sehr viel Flexibilität bietet. So können wir beispielsweise bei einem Recorder wie dem Zoom H6, an dessen Kopfseite sich ein XY-Mikrofonsetup befindet, bei jeder Quelle entscheiden, welches der Mikrofone wir verwenden wollen: das externe Mikrofon (in diesem Falle macht ein Shotgun-Mikrofon Sinn, da es das XY-Setup perfekt ergänzt), das interne Mikrofon oder einfach eine Kombination aus beidem. Eine weiter entfernte Schallquelle können wir mit der Shotgun anpeilen und später im Editing, dank gleichzeitig mitgeschnittenem Stereosignal vom XY-Mikrofon, eine Stereo-Ambience leicht dazu fahren.
Die Inspiration zu dieser Konstruktion lieferte ein Video des Sounddesigners Robert Dudzic (www.robertdudzic.com). Robert ist nicht nur ein fantastischer Sounddesigner, der regelmäßig an großen Projekten aus der Film- und Gaming-Branche arbeitet, er begleitet seine Arbeit auch immer mal wieder mit der Kamera und stellt diese Videos später auf YouTube bereit, so dass man ihm über die Schulter schauen kann.
Abenteuer Field Recording – Marcel Gnauk – FreeToUseSounds
Die beiden Grundzutaten für unser Projekt sind selbstverständlich ein Recorder sowie ein Mikrofon. Beim Recorder ist zu beachten, dass er über ein integriertes Gewinde verfügen muss, damit wir ihn verbauen können. Bei meinem Zoom H6, den ich als Beispiel verwendet habe, ist ein 1/4-Zoll-Gewinde aus Metall eingelassen, welches eine solide Verbindung gewährleistet. Als eigentlichen Griff brauchen wir eine kurze Stange, die an beiden Enden Gewindemöglichkeiten bieten muss, um einerseits den Recorder und andererseits die Mikrofonhalterung anzuschrauben. Ich habe das Rohr 7-232-000155 von K&M genommen, eine 13 cm lange Stange, die äußerst solide ist. Ihr Nachteil ist leider, dass sie relativ schwer ist und, zumindest für meinen Geschmack, noch etwas dicker sein dürfte. Dieser Nachteil lässt sich jedoch mit einer angepassten Griffkonstruktion ausgleichen.
Die Aufnahmemöglichkeit für das Mikrofon ist dann auch direkt der nächste Punkt auf unserer Einkaufsliste – wir brauchen eine Mikrofonhalterung, die das Mikrofon von der restlichen Konstruktion entkoppelt, damit sich möglichst wenig Griffgeräusche vom der Mittelstange auf die Membran übertragen. In meinem Fall habe ich zu einer Rode SM4-R-Halterung gegriffen, die flexibel und robust ist. Wer an dieser Stelle Geld sparen möchte, kann zunächst auch eine einfache Mikrofonklemme in Betracht ziehen (diese muss stramm sitzen, da das Mikrofon über Kopf in der Klemme sitzt) und den Griff extra gut polstern, um die Griffgeräusche zu minimieren.
Weiterhin benötigen wir eventuell Gewindeadapter, um die Mittelstange mit dem Recorder und der Mikrofonhalterung zu verbinden. Hier sollten wir außerdem auf mindestens einer Seite eine Kontermutter mit einplanen, damit wir Recorder und Mikro genau auf einer Achse ausrichten und fixieren können. In meinem Bastelfall habe ich mir zur K&M-Mittelstange ein Manfrotto 147-Adapter Spigot 3/8 Zoll – 1/4 Zoll und als Kontermutter eine K&M-Rändelscheibe dazu bestellt.
Die letzte noch fehlende Komponente ist ein Kabel, um das Mikrofon mit dem Recorder zu verbinden. Hier sollten wir darauf achten, dass das Kabel einigermaßen kurz ist und sich flexibel legen lässt. Gewinkelte Stecker könnten ebenfalls praktisch sein. Ich persönlich habe die Cordial Flex-Serie genommen.
Hier eine Übersicht aller Einzelkomponenten. Der Zoom H6-Recorder und das Rode NTG-2 Shotgun-Mikro sind ebenfalls zu sehen.
Der Zusammenbau gestaltet sich denkbar einfach. Wir halten das Rohr so, dass sich das silberne Gewinde unten befinden, befestigen auf diesem die Kontermutter und schrauben oben in das Innengewinde das Manfrotto-Adapterstück. An diesem befestigen wir anschließend unseren Recorder. An das untere silberne Gewinde schrauben wir dann die Mikrofonhalterung und richten sie so aus, dass die Halterung und der Recorder exakt nach vorne zeigen. Zur Fixierung verwenden wir die Kontermutter.
Jetzt müssen wir nur noch ein Mikrofon in die Halterung stecken und mittels XLR-Kabel mit dem Recorder verbinden. Hier stellt sich jetzt die Frage, wie wir das Kabel am saubersten um unseren Griff herum verlegen. Eine Möglichkeit wäre, es um die Stange herum zu wickeln. Eine andere Möglichkeit besteht darin, das überflüssige Kabel in achtförmige Schlaufen zu nehmen und mittels Klettband oder Kabelbinder am Mittelrohr zu befestigen. Ab diesem Zeitpunkt ist unser Recorder-Setup einsatzbereit, und wir können auf die Soundjagd gehen.
So könnte das Recording-Setup beispielsweise aussehen. Der Griff wurde noch nicht weiter optimiert.
Optimieren lässt sich vor allem noch der Griff, auch wenn das Setup so gut funktioniert. Denn gerade bei kalten Temperaturen dürfte das Metallrohr recht schnell unangenehm werden, und auch das Kabel ist nicht immer einfach zu greifen. Um dieses Problem zu lösen, könnten wir Griff einfach mit Stoff, Filz oder Schaumstoff mehrfach umwickeln, sodass sich eine angenehme Griffigkeit und Isolierung ergeben. Fixieren können wir das Ganze dann einfach mit zwei Kabelbindern.
Wer sehr ins Detail gehen möchte, sollte auch noch die Phasenlage der Mikrofone zueinander überprüfen und das externe Mikrofon gegebenenfalls etwas vor- oder zurückschieben. So spart man sich diesen Arbeitsschritt eventuell später beim Editing.
Viel Spaß beim Experimentieren!
Abenteuer Field Recording – Marcel Gnauk – FreeToUseSounds