Hannover liefert Highlights! Das dritte Plug-in aus Zynaptiqs gegenwärtigem Repertoire verspricht nach Unveil und Pitchmap erneut geradezu Unglaubliches: Unfilter soll automatisch Kammfilter-Effekte, falsche Equalizer-Einstellungen, Raumresonanzen oder gar Hochpassfilter aus jedem Audiomaterial entfernen können.
Das Plug-in ist für den Mac ab OS X 10.6 sowie für die Windows-Plattform erhältlich − mit den gängigen Schnittstellen wie AU, VST 2.4, RTAS und AAX. Die Freischaltung erfolgt, wie immer bei Zynaptiq, per Challenge/Response-System. Lizenzen dürfen sogar auf zwei Computern gleichzeitig vorhanden sein. Nach der Installation liegt Unfilter in zwei Instanzen vor: im Mono/Stereo- und im 8-KanalFormat.
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Und weg ist der Fehler?
Eine Vorstellung, die das Herz eines jeden ambitionierten Tonschaffenden höher schlagen lässt. Aber wie soll das funktionieren? Zynaptiq nennt den Prozess “real-time blind de-convolution”: Die Frequenzkurve des vorhandenen Filter-Effekts wird geschätzt und dieser dann mithilfe der entsprechenden Transferfunktion ausbügelt. Unfilter ist also ein korrektiver Equalizer, der Peak- und Notch-Filter, egal ob durch den Raum oder eine nachträgliche Klangbearbeitung induziert, homogenisiert − in Echtzeit!
Das Plug-in ist für den Mac ab OS X 10.6 sowie für die Windows-Plattform erhältlich − mit den gängigen Schnittstellen wie AU, VST 2.4, RTAS und AAX. Die Freischaltung erfolgt, wie immer bei Zynaptiq, per Challenge/Response-System. Lizenzen dürfen sogar auf zwei Computern gleichzeitig vorhanden sein. Nach der Installation liegt Unfilter in zwei Instanzen vor: im Mono/Stereo- und im 8-KanalFormat.
GUI und Workflow
Den größten Teil der GUI füllt der Spektrumanalyzer, der das Eingangssignal in Pink, das Ausgangssignal in Türkis sowie die Transferfunktion in Rot anzeigt. Die optional hinzu schaltbare Equalizer-Kurve erscheint in gelber Farbe.
Die anfangs wichtigste Schaltfläche ist mit “Learn” beschriftet. Sie errechnet bei Aktivierung automatisch die Transferfunktion. Zwei Parameter, ebenfalls in der “Learning Section” links zu finden, nehmen dabei Einfluss auf den Lernprozess: “DCY”, oder “Decay”, bestimmt die Größe des Zeitfensters während der Schätzung. Statische Störfaktoren, wie etwa ein unpassend eingestellter Equalizer oder eine dauerhaft anhaltende Raumresonanz, lassen sich am besten mit dem höchsten Wert analysieren. Für variierende Anomalien sollte man einen Wert kleiner als 0,99 wählen. Mit “AVG”, genauer “Average”, kann man definieren, ab welcher Minimaldauer ein Signalbestandteil in die Transferfunktion eingeht: Je höher dieser Wert, desto länger muss ein Element sein, damit es von Unfilter beachtet wird.
Die somit automatisch erzeugte Kurve lässt sich sogar als Impulsantwort speichern und in einem anderen Zusammenhang wieder laden. Ist die Schaltfläche “Noise” aktiv, konzentriert sich Unfilter während des Lernprozesses nur auf zufällige, geräuschhafte Signalanteile. Diese werden vor dem Prozessor entfernt, um dem Algorithmus einen besseren Blick auf die tatsächlichen Problemzonen zu ermöglichen. Zynaptiq empfiehlt, diesen Modus bei der Analyse von Signalen, die sich Großteils aus harmonischen Anteilen, etwa Piano, zusammensetzen, zu verwenden. Mit »Noise Monitoring« kann man das erkannte Signal überprüfen.
Neben einem graphischen 7-Band-Equalizer sind außerdem noch in der “Output Section” ein Hochpassfilter mit extrem steiler Flankensteilheit von 96 dB/Oktave sowie ein Limiter an Bord.
Die klassische Zynaptiq-GUI mit erstklassigem Display und diversen “Trackballs”
Im Betrieb
Als absoluter Härtefall kam im Test ein DJSet, das mit einem an der Club-Decke aufgehängten Fieldrecorder aufgenommen wurde, zum Einsatz. Nach Betätigen von “Learn” verschwanden die überhöhten Raummoden bei 100 und 400 Hz schon nach wenigen Sekunden, und auch die Höhen wurden im angenehmen Verhältnis zum Bassbereich angehoben. Gerade in diesem Szenario ließ sich das tieffrequente Rumpeln unter 30 Hz komfortabel mit dem integrierten Hochpassfilter entfernen.
Auch in mehreren kompletten, vermeintlich fertigen Musikmischungen war es durchaus möglich, durch die automatische Demaskierung mehr Details und ein ausgewogeneres Klangbild herauszuholen. Aber auch für die Auffrischung von Einzelsignalen eignet sich das Plugin. Dumpfe Sprachaufnahmen erhalten in nur wenigen Arbeitsschritten die nötige Brillanz, und auch etwaiger Mulm in den unteren Mitten verschwindet.
Der Hersteller verspricht zudem, tiefpassgefiltertes Material wieder brauchbar zu machen … Nun, das hängt sehr stark mit der Filtergüte zusammen. Während das Plug-in den bei einer Grenzfrequenz von 400 Hz und einer Filtergüte von 48 dB/Octave gefilterten Sound eher dürftig verbessern konnte, ist das Ergebnis bei nur 6 dB/Oktave tatsächlich sehr überzeugend. Hier bestätigt sich, dass Unfilter keine künstlich erzeugten Harmonischen dazu mischt, sondern »nur« den durch Filter abgesenkten Bereich drastisch, aber exakt anhebt.
In manchen Fällen klingt das Gesamtergebnis etwas zu höhenreich und aggressiv, dem kann man aber durch Zurückdrehen von “Intensity” oder mit dem integrierten Equalizer bei Bedarf schnell entgegenwirken. Besonders unauffällige, weiche Ergebnisse lassen sich im EQ-Modus “Linear” erreichen. Bewegt man nur einen der beiden vorhandenen Knotenpunkte am linken oder rechten Rand, entsteht ein sehr sanfter High- bzw. Low-Shelf über den gesamten Hörbereich hinweg − super! Für weitere Eingriffe kann man zudem beliebig viele Knotenpunkte in diesen “Free-Form-EQ” einzeichnen.
Klar, dass ein dermaßen neuartiges Plugin sich selbstverständlich auch als Kreativwerkzeug missbrauchen lässt. Ein hochinteressanter Spezialeffekt beispielsweise kommt zustande, wenn Unfilter mit aktiviertem “Noise Monitor” auf einer Spur liegt und somit nur die Harmonischen mit schönem Rauschen charaktervoll zu hören sind. Und der Import von einer gespeicherten Impulsantwort, die eigentlich von einer Gesangsstimme stammt, kann abgefahrene, Vocoderartige Effekte hervorbringen, sobald der Regler “Intensity” nach rechts gedreht ist. Da auch Unfilter die Impulsantworten als herkömmliche Wav-Datei speichert, lassen sich diese ebenso in weniger prozessorintensiven Plug-ins laden, beispielsweise in Steinbergs “REVerence”.kömmliche Wav-Datei speichert, lassen sich diese ebenso in weniger prozessorintensiven Plug-ins laden, beispielsweise in Steinbergs “REVerence”.
Prozessorintensiv? Ja, das ist wohl leider das einzige Manko von Unfilter, denn die Leistungsanzeige in Cubase (Intel Core i7- 2600K @ 3,4 GHz) schoss bei nur einer Instanz und einer Puffergröße von 1.024 Samples auf etwa 40 Prozent hinauf − also nichts, um mehrere Spuren gleichzeitig zu bearbeiten.
Wie schon Unveil besitzt auch Unfilter eine Standalone-Instanz für Mac OS X. Sie ist jedoch eher für Vorschau- und Test-Zwecke gedacht, da das bearbeitete Material nicht exportiert werden kann. Schade eigentlich, hätte sich dies doch gerade für Batch-Prozesse als sehr nützlich erwiesen. Ebenso wäre noch ein M/S-Modus zur getrennten Bearbeitung von Summen- und Differenzsignal wünschenswert.
Fazit
Neben Unveil ist Zynaptiq mit Unfilter ein weiteres, extrem nützliches Hilfsmittel für die verschiedensten Bereiche der Audiowelt gelungen − ganz besonders für die Postproduktion bzw. zum Aufbereiten von Location-Aufnahmen. Aber auch für Musikmischungen, Mastering oder Sounddesign kann Unfilter tolle Ergebnisse erzielen. Vorausgesetzt, man hat sich mit den Parametern gut auseinandergesetzt. Dennoch ist Unfilter kein Wunderwerkzeug, sind alle Arbeitsschritte doch auch mit guter alter Handarbeit nachzuvollziehen.
Die Stärke des Plug-ins liegt in der unglaublich schnellen Analyse, die zudem sehr akkurat arbeitet. Es macht eben doch einen Unterschied, ob man für sterile Korrekturen eines wilden Potpourris aus Peak- und NotchFiltern zehn Minuten oder eben nur fünf Sekunden mit Unfilter braucht. Der etwas höhere Preis von knapp 370 Euro ist im Grunde ein Witz, wenn man die mögliche Zeitersparnis betrachtet. Unbedingt selbst ausprobieren, eine Demo-Version gibt’s auf der Herstellerseite.
Den Seehofer hätte ich verstanden!!!!